Suizidgedanken im Referendariat – ein Tabuthema?!

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Sind Sie kurz zusammengezuckt, als Sie den Titel dieses Beitrags gelesen haben? Kein Wunder, schließlich wird das Thema „Suizidgedanken im Referendariat für ein Lehramt“ häufig stark tabuisiert; während der Lehrerausbildung, aber auch grundsätzlich, von allen betroffenen Seiten. Dass es allerdings durchaus seine Berechtigung hat und eine Bekämpfung seiner Ursachen Not tut, ist ein traurige Tatsache, die insgesamt noch immer viel zu wenig dazu geführt hat, dass sich Dinge nachhaltig (oder überhaupt) ändern. Dieser Artikel ist ein Plädoyer von Lehrer|Schüler zu einer grundlegenden Reform der Lehrerausbildung und ein bescheidener Versuch, Betroffenen eine helfende Hand zu reichen.

>>> Wie kommt es zu Selbstmordgedanken im Lehramtsreferendariat?

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de

Wir von Lehrer|Schüler sind keine Psychotherapeutinnen oder Psychotherapeuten und wollen es auch nicht sein. Betrachten Sie daher die folgenden Zeilen als eine Reflexion von Lehrerkolleginnen und Lehrerkollegen auf Stunden um Stunden intensiver und sehr persönlicher Beratungsgespräche!

Unserer Erfahrung nach kommen Selbstmordgedanken bei angehenden Lehrerinnen und Lehrern nicht „über Nacht“, aber häufig in der Nacht, und auch wenn der entscheidende Schritt von der Planung zur Umsetzung ihres Vorhabens von vielen verzweifelten Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern letztlich nie gegangen wird, sollte es nicht beim Aufatmen ob dieser Erkenntnis bleiben. Suizid ist also die große Unbekannte, das Fehlen des Lichts am Ende eines meist ziemlich dunklen Tunnels.

>>> Katalysatoren für Suizidgedanken bei Referendarinnen und Referendaren für ein Lehramt Teil 1: Gezielte Überforderung in der Lehrerausbildung

„Das Referendariat“ allein ist meist nicht die vermeintlich einfach zu benennende alleinige Ursache einer Depression unter angehenden Lehrerinnen und Lehrern, an deren Ende aber durchaus die Selbsttötung stehen kann. Häufig ist die Lehrerausbildung aber der „letzte Tropfen“, der das Fass zum Überlaufen bringt. Auslösender Faktor ist dabei häufig eine massive und von Seiten der Ausbilder oft auch bewusst herbeigeführte Überforderung der ihnen anvertrauten Schützlinge.

Lehrer|Schüler - Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de

Aus deren Sicht klingt es oft hämisch, wenn Seminarlehrerinnen oder Seminarlehrer sie dazu anhalten, „die Ausbildungszeit als Chance zum persönlichen Wachstum zu begreifen“ und „an ihre physischen und psychischen Grenzen und darüber hinaus“ zu gehen. Das ist nicht ganz einfach, wenn nach vielen Jahren des Studiums die „Sackgasse Lehrerausbildung“ droht. Es braucht daher einen starken Partner wie Lehrer|Schüler, der einer angehenden Lehrkraft Hilfe und Begleitung im Referendariat für ein Lehramt leistet.

>>> Katalysatoren für Suizidgedanken bei Referendarinnen und Referendaren für ein Lehramt Teil 2: Typische Wesensmerkmale von Lehrern

Häufig werden nach den Erfahrungen von Lehrer|Schüler besonders sozial eingestellte und überdurchschnittlich sensible Menschen Lehrkräfte, da diese Wesenzüge durchaus wertvoll im späteren Lehrerberuf sein können. Sie sind aber nicht selten Fluch und Segen zugleich. Hier tritt eine besondere Eigenheit des Referendariats für ein Lehramt zu Tage: Bei der Überprüfung, ob ein Kandidat für die Verbeamtung als Lehrkraft und die Ausübung des Lehrerberufs an sich geeignet ist, wird selten aus Sicht der angehenden Lehrerin oder des baldigen Lehrers gedacht, sondern meist nur aus der Sicht des Dienstherrn oder der Schülerinnen und Schüler.

Was die Pädagoginnen und Pädagogen selbst angeht, so werden diesen die Verantwortung für die eigene Lehrergesundheit und der Erwerb von ausreichend Erfahrung, um mit den Widrigkeiten des Lehrerberufs dauerhaft umgehen zu können, meist selbst überlassen. Damit ist der Weg in eine depressive Verstimmung und den Burnout als Lehrerin oder Lehrer geebnet, wenn nicht mit einem Coaching zur Lehrergesundheit und Work-Life-Balance oder beispielsweise durch eine kollegiale Fallberatung für Lehrkräfte rechtzeitig vorgebaut wird.

>>> Katalysatoren für Suizidgedanken bei Referendarinnen und Referendaren für ein Lehramt Teil 3: Konkurrenzsituation und wenig kollegialer Austausch

Meist nur unterschwellig wird eine wesentliche Tatsache thematisiert und somit häufig unterschätzt: Was später gang und gäbe ist, lässt sich im Referendariat für ein Lehramt nur schwierig umsetzen, nämlich der intensive Austausch mit Lehrerkolleginnen und Lehrerkollegen in derselben Situation. Spätestens in den letzten Ausbildungsabschnitten gehen Referendarinnen und Referendare für ein Lehramt stets mit dem Bewusstsein zur Arbeit, dass die anderen angehenden Lehrkräfte im Endeffekt Konkurrenten um dieselben, rar gesäten Stellen sind. Wer hat unter solchen Voraussetzungen schon ein gesteigertes Interesse daran, sich selbst und seine Schwächen zu offenbaren?

Und dann wäre es aus Sicht von Lehrer|Schüler auch nicht unbedingt anzuraten, dass Lehramtsreferendarinnen und Lehramtsreferendare in ihrer spärlichen Freizeit wieder nur über Schulthemen reden und somit den dringend benötigten Ausgleich zu Gunsten des Philosophierens über Probleme opfern, die sie erstens am Ende sowie auf eigene Faust lösen müssen und die sich zweitens nach der Ausbildung, am Ende dieser künstlich herbeigeführten „Zwischenphase“ (noch keine ausgebildete Lehrkraft, aber keine Studentin bzw. kein Student mehr), möglicherweise ohnehin nicht mehr stellen, da man mit Erfahrung und dem Wissen, eine Klasse jahrelang zu betreuen, ohnehin ein ganz anderes Standing hat. Das Referendariat für ein Lehramt ist also eine hausgemachte „Falle“ für die Erhaltung der Lehrergesundheit, denn eine echte kollegiale Fallberatung für Lehrkräfte, die Not täte, findet meist nicht statt.

>>> Was tun bei Selbstmordgedanken als Lehramtsreferendarin oder Lehramtsreferendar?

Wenn Sie die in diesem Artikel beschriebenen Gedankengänge als Lehramtsreferendarin oder Lehramtsreferendar nur zu gut kennen und an sich derart depressive Tendenzen feststellen, dass Sie auch einen Suizid als künftige Lehrkraft nicht mehr ausschließen können, ist es wichtig, dieses Thema offensiv und professionell anzugehen. Offensiv, weil sich in der Regel eine Negativspirale entwickelt, der Sie alleine nicht mehr so einfach entkommen werden. Um diese aufhalten zu können, müssen Sie aktiv handeln und einen Schritt nach dem anderen gehen. Professionell, weil Sie dafür fachlich kompetente Hilfe benötigen.

Ihre Familie und Freunde können und sollten Sie damit nicht über Gebühr belästigen, denn außer Mitgefühl und gut gemeinten Ratschlägen können diese meist wenig bieten, das Ihnen mehr als nur ein paar Stunden oder eine schwierige Nacht lang weiterhilft. Damit Sie wieder eigene Schritte machen können, brauchen Sie jemanden, der Ihnen die ersten in die richtige Richtung aufzeigt. Hilfe und Begleitung im Referendariat für ein Lehramt durch Lehrer|Schüler könnte hierfür ein erster sinnvoller Ansatz sein.

>>> Disclaimer: Wenn Sie sich persönlich angesprochen fühlen…

Lehrer|Schüler warnt ausdrücklich: Da es sich bei Suizidgedanken unter Lehrkräften um ein hochsensibles Thema handelt, machen Sie sich bitte unbedingt bewusst, dass wir in diesem Blog-Artikel unsere individuelle und nicht-medizinische Sichtweise beschreiben! Sollten Sie selbst zu Selbstmordgedanken neigen, zum Beispiel als Symptom einer tiefergehenden Depression, holen Sie sich bitte umgehend einschlägige medizinische Hilfe!

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de

Die Wahrnehmung unseres Beratungsangebots kann für Sie insofern sinnvoll sein, als dass Sie mögliche Ursachen einer Überforderung als angehende Lehrkraft, die durch die spezielle Drucksituation des Referendariats für ein Lehramt entstehen, mit unserer Hilfe professionell und gezielt angehen können. Eine begleitende medizinische Behandlung können und wollen wir nicht ersetzen.

>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler


Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!


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2 Antworten

  1. […] nicht wenige von ihnen im Verlaufe der Qualifikation zur Lehrkraft einen Weg finden müssen, gegen depressive Verstimmungen und das Gefühl der dauerhaften Überforderung im Lehrerjob […]

  2. […] in der Mitte der Gesellschaft angekommen und unter angehenden Lehrerinnen und Lehrern eine der dramatischsten Begleiterscheinungen des Referendariats und des späteren Alltags als Lehrkraft. Wir gehen diesem Phänomen heute vor dem Hintergrund […]

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