Die Zeit des Vorbereitungsdienstes gehört für angehende Lehrerinnen und Lehrer zu den forderndsten Zeiten während ihrer gesamten Lehrerkarriere. In bis zu zwei anspruchsvollen Jahren erhalten Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst den pädagogischen und methodisch-didaktischen Feinschliff, um gerüstet zu sein für die Anforderungen eines ganzen Berufslebens als Lehrerin oder Lehrer. Die Zeit der Beendigung der Berufsausbildung ist für viele Referendarinnen und Referendare eines Lehramts so belastend, dass diese häufig professionelle Hilfe im Referendariat beanspruchen und nicht wenige von ihnen im Verlaufe der Qualifikation zur Lehrkraft einen Weg finden müssen, gegen depressive Verstimmungen und das Gefühl der dauerhaften Überforderung im Lehrerjob anzukämpfen.
Lehrer|Schüler berät und begleitet Referendarinnen und Referendare eines Lehramts während dieser schwierigen Zeit mit einem professionellen Coaching und praktischer Unterstützung im Vorbereitungsdienst. Nicht selten bekommen wir Anfragen von jungen Müttern und Vätern, die die anspruchsvollste Zeit ihres Berufslebens als Lehrkraft mit Kind bewältigen müssen, was noch einmal eine ganz andere Dimension der Arbeitsbelastung darstellt. Ob geplanter oder ungeplanter Nachwuchs in jungen Jahren oder die Tatsache, dass etwas ältere Menschen aus ihrem bisherigen Beruf aussteigen und einen Quer- oder Seiteneinstieg in den Lehrerberuf wagen wollen: Gründe, wieso das Referendariat für ein Lehramt mit Kind oder gar Familie bewältigt werden muss, gibt es viele. Doch wie kann es gelingen, diese besondere Herausforderung erfolgreich zu meistern? Im heutigen Artikel wollen wir uns ausführlich mit der Sondersituation „Lehramtsreferendariat als Mutter/Vater“ befassen und Ihnen wertvolle Tipps geben.
Inhaltsverzeichnis
>>> Verhaltenstipps für Referendarinnen und Referendare eines Lehramts mit Kind
Eines sei Ihnen von Anfang an geraten, wenn Sie als Referendarin oder Referendar ein Kind haben und dennoch den zweiten Teil der Lehrerausbildung, den Vorbereitungsdienst, antreten wollen: Versuchen Sie sich stets bemüht zu zeigen, dass Sie im Referendariat wie alle Anderen behandelt werden wollen und dass Sie weder für die Seminarlehrkräfte noch für die anderen Referendarinnen und Referendare zur Belastung werden! Nach Erfahrung von Lehrer|Schüler reagieren Ausbildungslehrkräfte auf nichts „allergischer“, als wenn Sie für sich direkt oder indirekt eine Sonderbehandlung einfordern. Denken Sie daran, dass so manche Ausbilderin bzw. Ausbilder – auch wenn das ungerecht ist – ein etwaiges Abweichen vom vorgesehenen Kurs Ihnen negativ ankreiden könnte. Wenn man möchte, kann man Ihnen nahezu nach Belieben mangelnde Belastbarkeit, zu wenig Einsatz, Überforderung, etc. attestieren, auch wenn dies in höchstem Maße unfair ist. Wenn Sie es jedoch schaffen, dass Ihre Seminarlehrkräfte – nach einiger Zeit im Referendariat – den Elefant im Raum von sich aus ansprechen, z.B. weil Sie sich immer professionell verhalten und alle Anforderungen trotz Kindes erfüllt haben, könnte sich Ihr vermeintlicher Nachteil zu Ihrem Vorteil verkehren.
Oft genug wird es, besonders wenn Sie allein erziehend sind, Situationen geben, in denen Sie an einzelnen Tagen persönlich Ihr Kind betreuen müssen, weil keine andere Betreuungsmöglichkeit zur Verfügung steht. Sie sollten immer vermitteln, dass Sie eine solche Dienstbefreiung als großzügiges Entgegenkommen empfinden, wenngleich es in Wahrheit auch Ihr Recht und vor allem das des Kindes ist und auch wenn man aus ethisch-moralischer Sicht auch zu einem anderen Urteil kommen könnte. Man mag das als ungerecht und unwürdig empfinden, aber bedenken Sie, dass im Lehramtsreferendariat Ihre Ausbildungslehrkräfte eben auch Ihre Beurteiler sind und diese Ihnen gegenüber „Menschlichkeit“ oder „Verständnis“ oft erst walten lassen, wenn sie ihrer Hauptaufgabe, Ihre Dienstvorgesetzten zu sein und Ihr „Lehrerverhalten“ formal zu beurteilem, nachgekommen sind. Trennen Sie unbedingt Privates von Beruflichem und vertrauen Sie sich Ihrer Seminarlehrkraft nur so weit wie unbedingt nötig an, auch wenn diese beteuern mag, dass ihre „Türe jederzeit offen“ und sie für ein „vertrauliches Vier-Augen-Gespräch stets zu haben“ sei! Mehr als einmal haben wir es in unseren Beratungsgesprächen erlebt, dass Referendarinnen und Referendare naiv in diese „Offenheitsfalle“ getappt sind und das im Anschluss bitter bereut haben.
>>> Selbstorganisation für Referendarinnen und Referendare eines Lehramts mit Kind
Nach diesem Wort der Warnung wollen wir von Lehrer|Schüler Ihnen nun einige Praxistipps an die Hand geben, wie Sie die Lehrerausbildung und Ihre familiären Betreuungspflichten gegenüber Ihrem Kind unter einen Hut bekommen. Mehr als noch bei kinderlosen Pädagoginnen und Pädagogen in Ausbildung ist es wichtig, dass Sie vom ersten Tag an – am besten schon vor Antritt des Referendariats – strukturiert und organisiert sind und dementsprechend auftreten. „Kleider machen Leute“ und „der erste Eindruck zählt“ sind zwei Leitsätze, die im Lehramtsreferendariat besonders wahr sind. Insofern sollten Sie möglicht nie hektisch oder fahrig wirken, denn das sieht nach Überforderung aus und könnte zu Ihrem Nachteil gewertet werden, sondern Sie sollten stets gut und nachvollziehbar planen und Ihre mustergültige Vorbereitung auch durchaus offen zur Schau tragen, ohne dabei aber über die Stränge zu schlagen.
Zu planen gibt es eine ganze Menge: Der tägliche Unterricht, langfristige Sequenzplanungen, Klassenarbeiten und deren Korrektur, Zusatzaufgaben wie die Anfertigung von Seminarsitzungsprotokollen, Präsentationen in den Seminarsitzungen, Ihren persönlichen Lernplan für die Vorbereitung der mündlichen Prüfungen des Zweiten Staatsexamens – all das muss von langer Hand durchdacht und strukturiert in Ihren individuellen Planungen bedacht werden. Sie sollten sich also mit hoher Priorität darum kümmern, dass Sie schnellstmöglich ein klares Bild von Ihren terminlichen Verpflichtungen haben, damit Sie an diesen und Ihren privaten Terminen als Mutter/Vater orientiert Ihren jeweiligen Tagesablauf organisieren können. Gelingt das, werden Sie auch bei Ihren Ausbildungslehrkräften Eindruck schinden.
Bedenken Sie jedoch nicht nur die großen Eckpfeiler Ihrer Ausbildung, sondern auch die konkreten Details des Lehreralltags: Wo und wann kopiere ich Arbeitsblätter für die Schülerinnen? Wie verwalte ich eingesammelte Bestätigungszettel zu Elternbriefen? Wie organisiere ich mein Unterrichtsmaterial und Lehrerarbeitszimmer, so dass ich das, was ich suche, schnell und zuverlässig finde? Zu professioneller Selbstorganisation als Lehrerin oder Lehrer gehört auch ein effizientes Zeitmanagement – insbesondere dann, wenn Sie als angehende Lehrerin oder Lehrer in Ausbildung bereits Mutter oder Vater sind, denn dann ist jede Minute kostbar. Wussten Sie, dass die durchschnittliche Lehrkraft am Tag etwa 20-30 Minuten damit vergeudet, Material zu sortieren und Verlorengegangenes zu suchen? Dies ist die Schätzung von Lehrer|Schüler auf Basis unserer zahlreichen Kundengespräche mit betroffenen Referendarinnen und Referendaren. Drei Stunden pro Woche auf Grund von mangelnder Übersicht und Selbstorganisation zu verlieren, tut besonders weh, wenn man die Zeit auch mit den eigenen Kindern verbringen könnte.
>>> Drei wichtige Regeln für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst mit Kind
Angehende Lehrkräfte, die sich in der letzten Phase ihrer Ausbildung zur Lehrerin bzw. zum Lehrer befinden, sollten folgende drei Regeln von Lehrer|Schüler beherzigen, wenn sie das Lehramtsreferendariat erfolgreich gestalten wollen. Erstens: Planen Sie rechtzeitig und sorgfältig – beruflich und privat! Wenn Sie das tun, können Sie trotz aller Mehrfachbelastung bei Bedarf flexibel und spontan reagieren und Ihre Arbeitsläufe entsprechend anpassen, ohne in Panik oder Zeitnot zu verfallen. Wenn Ihr Kind plötzlich krank wird, können Sie beispielsweise fällige Korrekturen bei entsprechender Voraussicht ohne Probleme zeitlich neu planen und auf etwas später vertagen, wenn Sie die Gewissheit haben, dass Sie die regelmäßigen Unterrichtsvorbereitungen bereits so weit im Voraus durchgeführt haben, dass diese damit nicht zeitlich kollidieren.
Zweitens: Seien Sie nicht zu stolz, sich nach Möglichkeit externe Hilfe zu holen! Es geht dabei nicht darum, andere Menschen für Ihre Zwecke zu instrumentalisieren oder auszunutzen, sondern vorhandene Ressourcen geschickt zu nutzen. Bitten Sie doch Oma und Opa darum, mit Ihrem Kind am Wochenende einen ausgiebigen Ausflug zu machen und bei den Großeltern übernachten zu lassen, wenn Sie eine korrekturintensive Zeit vor sich haben! Bitten Sie eine Freundin darum, die Aufsicht Ihres Kindes zu übernehmen, wenn Sie länger in der Schule bleiben müssen – revanchieren Sie sich dafür in den Schulferien mit einem leckeren Kuchen oder einem Gefallen! Brauchen Sie Hilfe und Begleitung im Referendariat für ein Lehramt? – Wenden Sie sich an uns und lassen Sie sich von unseren referendariatserfahrenen Coaches professionell beraten, anstatt selbst mangels Erfahrung verzweifelt zu versuchen, dem Stress und der Überforderung Herr oder Frau zu werden!
Drittens: Sorgen Sie unbedingt für Phasen der Entspannung als Lehrerin oder Lehrer! Und wenn das nur bedeutet, dass Sie sich eine leckere Pizza gönnen, am Abend Ihre Lieblingsserie im Stream anschauen oder eine Stunde lang am Telefon mit Ihrer besten Freundin quatschen! Nehmen Sie ein ausgiebiges Bad, probieren Sie eine herausfordernde Yoga-Stellung, lesen Sie ein gutes Buch, hören Sie Ihren Lieblingssong, meditieren Sie, gehen Sie am See spazieren, …. Kurzum: Tun Sie wenigstens ein Mal pro Woche etwas, das Ihnen gut tut! Und bereuen Sie es bloß nicht, wenn Sie einmal ein paar Minuten nichts für die Schule tun!
>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler
- L1 | Quereinsteiger und Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf: Beratung und Begleitung
- L3 | Kollegiale Fallberatung für Lehrkräfte
- L5 | Praxiscoaching für Lehrkräfte I: Unterrichtsvorbereitung und Korrektur
- L6 | Praxiscoaching für Lehrkräfte II: Lehrergesundheit und Work-Life-Balance
- L8 | Praxiscoaching für Lehrkräfte IV: Ordnung und Struktur für Lehrkräfte
- R1 | Hilfe und Begleitung im Referendariat für ein Lehramt
- R2 | Lehrproben und Unterrichtsbesuche im Lehramtsreferendariat: Vor- und Nachbereitung
- R3 | Examensarbeit im Lehramt: Betreuung und Beratung
- R4 | Mündliche Staatsprüfung im Zweiten Staatsexamen für ein Lehramt: Coaching und gemeinsame Vorbereitung
Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!
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