Elterngespräche als Lehrer richtig führen – professioneller Umgang mit „schwierigen“ Eltern als Lehrkraft

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Elterngespräche zu führen gehört zu den originären Aufgaben einer jeden Lehrkraft. Dennoch ist diese Lehrerpflicht vergleichsweise unbeliebt unter Pädagoginnen und Pädagogen, weil sie unter Elterngesprächen häufig eine unangenehme Konfliktsituation verstehen. Doch wie können Lehrerinnen und Lehrer richtig reagieren, wenn sie es tatsächlich mit „schwierigen“ Eltern zu tun bekommen? Lehrer|Schüler stellt Ihnen in diesem Artikel einige Tipps vor, wie Sie brenzlige Situationen in der Elternberatung als Lehrkraft gekonnt umschiffen bzw. das Beste daraus machen, wenn sich ein Streitgespräch mit Erziehungsberechtigten nicht mehr vermeiden lässt.

>>> Elternberatung für Lehrkräfte – ein weites Spektrum möglicher Beratungssituationen von Kooperation bis Aggression

Eines vorneweg: So individuell wie Menschen allgemein sind, so unterschiedlich sind auch Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern. Pauschalurteile verbieten sich also, was auch bedeutet, dass es kein Patentrezept geben kann, wenn eine Beratungssituation in der Schule doch einmal brenzlig werden sollte. Es ist zu betonen, dass die überwiegende Mehrzahl der Eltern der Schule und ihren Bediensteten gegenüber zumindest neutral, häufig sogar gewogen und zugewandt gegenübersteht. Haben Sie es mit derartigen Erziehungsberechtigten zu tun, brauchen Sie als Lehrerin oder Lehrer natürlich auch keinen speziellen Rat, sondern können ganz natürlich auftreten und mit Ihrer Lehrerpersönlichkeit punkten. In aller Regel sollten Elterngespräche dann „von selbst laufen“ und werden damit zu einem unspektakulären Bestandteil des gewöhnlichen Lehreralltags.

Lehrer|Schüler - Beratung für Eltern von Schülern | lehrerschueler.de

Lehrer|Schüler – Beratung für Eltern von Schülern | lehrerschueler.de

Lehrer|Schüler befasst sich heute jedoch mit einer Extremsituation in der pädagogischen Beratung, vor der sich viele Lehrkräfte fürchten und die auch wirklich gelegentlich in der schulischen Elternarbeit vorkommt: Wenn Sie als Lehrerin oder Lehrer konfrontiert sind mit uneinsichtigen, undiplomatischen oder gar aggressiven Eltern, ist guter Rat teuer. Die Erfahrung, dass man als Pädagogin oder Pädagoge einen regelrechten „Kampf“ ausfechten muss, der von Seiten der Schülereltern eher befeuert als entschärft wird, will niemand gerne machen und kann nicht nur den Lehreralltag negativ prägen, sie kann sogar das gesamte Lebensgefühl betroffener Lehrkräfte nachhaltig beeinflussen.

>>> Prävention statt Reaktion: Wie man als Lehrkraft unangenehme Elterngespräche vermeidet

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de

Das beste Mittel, um als Lehrerin oder Lehrer Konflikte mit Eltern sowie Schülerinnen und Schülern zu vermeiden, ist eine gewisse Charmeoffensive von Anfang an. Machen Sie den ersten Schritt auf die Eltern zu und zeigen Sie sich von Beginn an, bevor Konflikte überhaupt entstehen können, als freundlicher und kommunikativer Mensch, der immer für ein Gespräch zu haben ist! Betonen Sie schon bei der ersten Klassenelternversammlung, dass Sie als professionelle Lehrkraft auch außerhalb der Sprechstunde (das wird ohnehin eher selten in Anspruch genommen, das reine Angebot wirkt oft jedoch schon Wunder) und jederzeit per dienstlicher E-Mail zu erreichen sind.

Der Kniff mit der E-Mail hat einen entscheidenden Vorteil: Sie entscheiden selbst, wann Sie antworten und können die Anfrage erst einmal einen Tag aussitzen, so dass bei Ihrem Gegenüber die erste Emotionalität verraucht ist und Sie sich in Ruhe eine inhaltlich zutreffende und im richtigen Ton verfasste Antwort überlegen können. Bieten Sie telefonischen Kontakt an, müssen Sie sich gegebenenfalls unmittelbar – zu Recht oder zu Unrecht – aufgebrachten und wütenden Erziehungsberechtigten stellen. Statt mit einer Diskussion auf Sachebene müssen Sie dann vorrangig sozialpädagogisch agieren und als Deeskalator wirken. Das kostet Zeit und vor allem Nerven und bringt in der Sache niemanden wirklich weiter, denn Eltern müssen Sie als Lehrkraft ja nicht mehr erziehen.

Lehrer|Schüler empfiehlt: Gehen Sie in Sachen Elterngespräche zunächst immer vom unspektakulären Normalfall einer sachlichen Beratungssituation aus, seien Sie aber stets auf den Nerven aufreibenden Extremfall vorbereitet! Sie können einiges dafür tun, dass Sie, wenn Sie es wirklich mit Eltern zu tun haben sollten, die uneinsichtig sind und Sie als Lehrerin oder Lehrer „hintenrum“ bei der Schulleitung anschwärzen anstatt mit Ihnen direkt zu reden, die Argumente und Sachlage auf Ihrer Seite haben. Sie sollten in den guten Zeiten für etwaige schlechte Zeiten vorsorgen.

Das können Sie tun, indem Sie sich frühzeitig von allen Schülerinnen und Schülern Notizen in Sachen grundsätzliche Leistungsbereitschaft, tatsächlich gezeigte Leistungen, Verhalten im Unterricht und Erledigung von Hausaufgaben machen. Ganz nebenbei erhalten Sie so auch noch notenmäßig verwertbare Unterrichtsbeiträge. Und: Wenn Sie sich in einer unruhigen Klasse nach einer Unterrichtsstörung und dem üblichen „scharfen Blick“ am Lehrerpult mysteriöse Notizen machen, steigt Ihre Autorität in der Klasse von ganz alleine. Ist dann noch klar, dass diese Mitschriften die Grundlage für Elterngespräche sind, haben Sie schnell „Ruhe im Karton“.

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de

Achten Sie außerdem darauf, dass Sie all Ihre Pflichten als Lehrkraft zuverlässig erledigen und zeigen Sie das auch deutlich in der Klasse: Bieten Sie reichlich zusätzliche Übungsmaterialien an – und monieren Sie in „schwierigen“ Klassen eine Woche später, dass bislang kaum etwas abgegeben wurde. Geben Sie etliche Notenchancen zur Verbesserung der Zensuren – und dokumentieren Sie den Leistungsstand der Klasse, den „schwierigerer“ Schülerinnen und Schüler natürlich zuerst, in Form von Noten auf der Basis Ihrer Mitschriften (mit Datum und konkreten Unterrichtsinhalten versehen)! Das macht im Ernstfall gleichermaßen bei der Schulleitung und bei renitenten Eltern Eindruck – und bringt Sie in eine günstige Ausgangslage bei einem eventuellen Elterngespräch.

>>> Wenn es hart auf hart kommt – kompetentes Lehrerverhalten im Konfliktgespräch mit Eltern

Die meisten brenzligen Situationen zwischen Eltern und Lehrkräften können Sie durch professionelles Handeln im Vorfeld entscheidend entschärfen. Doch auch in dem Fall, dass Eltern „mit dem Kopf durch die Wand“ wollen und Sie in ein Beratungsgespräch zwingen, haben Sie als Lehrerin oder Lehrer genug Handlungsoptionen. Lehrer|Schüler rät zu einem klassischen Trick: Versetzen Sie sich in die Rolle Ihres Gegenübers – was will der Elternteil eigentlich gerade? Geht es darum, einfach nur Dampf abzulassen? – Lassen Sie die Eltern doch losledern und blenden Sie sich kurz aus, anstatt auf Nichtigkeiten einzugehen. Ihr Ziel muss es nur sein, die Sachebene zu erreichen. Bei angestauter Emotionalität Ihres Gegenübers wäre das ohnehin noch nicht möglich, also geben Sie den Prellbock und nehmen Sie unsachliche Kritik nicht persönlich! Die besten Eltern-Lehrer-Gespräche sind doch ohnehin die, die aus Monologen der Erziehungsberechtigten bestehen. Fragen Sie nach zehn Minuten des Zuhörens, ohne weiter darauf einzugehen: „Frau x / Herr y, warum genau sind Sie heute eigentlich hier? Was wünschen Sie sich von unserem Gespräch?“ Somit zwingen Sie das aufgebrachte Gegenüber, wieder auf die Sachebene zurückzukehren – und Sie haben Bedenkzeit für eine gute Antwort gewonnen.

Tritt der Gesprächspartner sachlich auf, kritisiert Sie aber harsch, liefern Sie – ebenso sachlich – Ihre Gegenargumente, die Sie sich präventiv erarbeitet haben. Eine Liste mit genauen Aufzeichnungen, die Sie „aus dem Ärmel schütteln“, macht Eindruck, denn sie verdeutlicht ohne weitere Worte, wie intensiv Sie sich mit Ihren Schülerinnen und Schülern auseinandersetzen und unterstreicht die Objektivität Ihrer Ausführungen. Wichtig ist natürlich, dass Sie sich bei der „Beweissicherung“ stets an die bekannten Gütekriterien halten, was für professionelles Lehrerhandeln ohnehin unerlässlich ist.

Lehrer|Schüler - Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de

Viele Lehrkräfte machen taktische Fehler, die sie in Elterngesprächen unnötig in die Enge treiben. Beispiele gefällig? Nehmen Sie sich nicht unendlich Zeit, um jede Kleinigkeit in epischer Breite auszudiskutieren – das bringt ohnehin nichts! Bleiben Sie bei den großen Leitlinien und verheddern Sie sich nicht in Details! Sie müssen beispielsweise erteilte Schulstrafen nicht bis ins Letzte diskutieren – mit Eltern diskutieren Sie ohnehin nicht, auch wenn diese das gerne hätten, maximal erläutern Sie noch einmal kurz. Nennen Sie stattdessen die Regel, gegen die verstoßen wurde, und die Konsequenz, die daraus folgt! Die Rechtsgrundlage für Ihre Entscheidung – Erziehungs- und Unterrichtsgesetz, Schulordnung, etc. – sollten Sie natürlich parat haben. Fassen Sie sich kurz und setzen Sie das Gespräch von vorneherein auf maximal 15 Minuten an – niemand zwingt Sie, Ihre komplette 45-Minuten-Sprechstunde für ein einziges Gespräch freizuhalten und wenn man es wirklich will, kann man das Kernproblem auch in wenigen Minuten schildern und gemeinsam eine Lösung finden! Das ist Ihr einziges Ziel, keine allumfassende Abhandlung über den Gesprächsanlass und alles, was die Eltern schon immer einmal loswerden wollten. Gerne bieten Sie an, das Gespräch in der kommenden Woche fortzusetzen – das wird ohnehin nicht passieren und falls doch, hat sich die Situation bis dahin sicherlich schon deutlich entschärft.

Aus unerfindlichen Gründen halten sich viele Lehrerinnen und Lehrer für unerbittliche Einzelkämpfer – „Braveheart“ werden Sie aber in Ihrem Lehrerleben nicht mehr werden. Also: Organisieren Sie sich Unterstützung! Holen Sie doch eine Kollegin oder einen Kollegen Ihres Vertrauens als Zeugin oder Zeuge zum Gespräch dazu – bei hartnäckigen oder kniffligen Fällen durchaus auch die Schulleitung! Das schafft das Gefühl von Sicherheit für Sie und stärkt allein schon quantitativ Ihre Position am „Verhandlungstisch“. Auch haben Sie im Anschluss die Möglichkeit zur kollegialen Fallberatung und können aus Ihrem Auftreten durch eine objektive Drittmeinung eines anderen Menschen, der noch dazu vom Fach ist, für künftige Problemgespräche zwischen Lehrkräften und Eltern lernen.

>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler


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