Ausstieg aus dem Lehrerberuf – als Lehrkraft beruflich neu anfangen

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Fragt man Lehrerinnen und Lehrer nach ihren Beweggründen, warum sie sich ursprünglich für den Lehrerberuf entschieden haben, bekommt man häufig zu hören, dass sie „familiär vorbelastet“ seien, weil ihre Eltern oder andere Verwandte schon Lehrkräfte gewesen seien. Warum ist das so – warum zieht sich der Lehrerjob in Familien oft durch die Generationen? Übt er eine besondere Faszination auf potenzielle Lehrerinnen und Lehrer aus oder gibt es ganz andere, wesentlich pragmatischere Gründe dafür, dass junge Menschen sich für eine Karriere im Schuldienst entscheiden?

Was die Motivation für einen Eintritt in den Lehrdienst auch sein mag – es ist doch festzuhalten, dass eine ungeheure Zahl an bereits eingestellten und im Schuldienst aktiv tätigen Lehrerinnen und Lehrern mit dem Gedanken spielt, den Lehrerberuf aufzugeben, bereits „innerlich gekündigt“ hat oder den Plan des Ausstiegs aus dem Lehrerjob tatsächlich realisiert hat. Woher kommt also diese Diskrepanz – einerseits scheint es über Generationen hinweg ein populäres Berufsziel zu sein, Lehrerin oder Lehrer zu werden, andererseits nehmen aktive Lehrkräfte in zunehmendem Maße viele Nachteile in Kauf, um wieder aus dem Lehrerberuf aussteigen zu können. Lehrer|Schüler versucht im Folgenden, diesem scheinbaren Widerspruch für Sie auf den Grund zu gehen.

>>> „Soll ich Lehrerin oder Lehrer werden?“ – Die Entscheidung für den Lehrerberuf als selten bewusst getroffener Entschluss

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehramtsstudenten | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehramtsstudenten | lehrerschueler.de

Lehrer|Schüler berät seit vielen Jahren Lehrerinnen und Lehrer aller Altersgruppen – von Lehramtsstudentinnen und Lehramtsstudenten über Referendarinnen und Referendare eines Lehramts bis hin zu Schulleitungen kurz vor der Pensionierung – und meist ergründen wir als allererstes die ursprüngliche Motivation, die hinter der individuellen Entscheidung für den Lehrerberuf gestanden hat. Daraus leiten wir dann weitere Maßnahmen und Gesprächsschwerpunkte in unseren Beratungen für Pädagoginnen und Pädagogen im Schuldienst ab. Es ist überaus aufschlussreich, welche Antworten wir auf die Fragen „Warum sind Sie Lehrerin bzw. Lehrer geworden?“ bekommen – manchmal sind die Beweggründe für den Lehrerjob erwartbar, häufig aber auch durchaus überraschend.

Erstaunlich oft geben unsere Kundinnen und Kunden zu Protokoll, dass die Entscheidung, Lehrerin oder Lehrer zu werden nicht unbedingt bewusst getroffen wurde. Man habe nicht lange nachgedacht, es sei „irgendwie schon immer klar gewesen“, dass man eines Tages in den Schuldienst gehen würde, die eigenen Eltern hätten die Entscheidung mehr oder weniger implizit getroffen und durch ihre Erziehung begünstigt oder es habe schlichtweg scheinbar keine sinnvolle Alternative zum Lehrerberuf gegeben. Unsere professionellen Beraterinnen und Berater für Lehrerinnen und Lehrer sind auch nach vielen Jahren oft noch überrascht, wie beiläufig viele unserer Kundinnen und Kunden die eigentlich so wichtige Lebensentscheidung für das eigene Berufsziel gefällt haben.

>>> „Warum sollte ich Lehrerin oder Lehrer werden?“ – Gute Gründe für den Lehrerberuf

Wenn man sich jedoch bewusst und ganz rational mit der Frage auseinandersetzt, welche Argumente für eine Tätigkeit im Schulwesen sprechen, kann man aus Sicht von Lehrer|Schüler durchaus einige Punkte finden, die dafür sprechen, dass man Lehrerin oder Lehrer werden sollte. Manche der Gründe für den Lehrerjob liegen eher auf der Hand als andere und einige der wichtigsten erfährt man oft erst nach vielen Dienstjahren als Lehrerin oder Lehrer bzw. weiß sie dann entsprechend zu schätzen – wenn die Entscheidung für den Lehrerberuf schon längst in die Tat umgesetzt ist. Wenn man selbst nach etlichen Lehrerjahren kaum noch Gründe dafür finden kann, warum es sich lohnt, als Lehrkraft zu arbeiten, kann eine Beratung zum Ausstieg aus dem Lehrerjob und der Suche nach beruflichen Alternativen für Lehrkräfte sinnvoll und manchmal auch das letzte Mittel sein.

Allen voran bereitet es vielen Pädagoginnen und Pädagogen schlichtweg Freude, mit meist jungen und formbaren Menschen zu arbeiten – Kinder und Jugendliche lassen sich mit der richtigen Methodik und Didaktik schnell für interessante und lehrreiche Unterrichtsinhalte begeistern, wenn Lehrerinnen und Lehrer talentiert und motiviert sind und ihren Job im Klassenzimmer mit Freude und Engagement ausführen. Andere häufig angeführte Gründe für den Lehrerberuf sind die relativ große pädagogische Freiheit, die Lehrerinnen und Lehrern die Ausübung von Kreativität und häufige Abwechslung im beruflichen Alltag ermöglicht und das befriedigende Gefühl, mit dem Lehrerberuf einer sinnvollen und gesellschaftlich relevanten Tätigkeit nachzugehen – verbeamtete Pädagoginnen und Pädagogen erfüllen gar hochoffiziell „hoheitliche Aufgaben“.

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de

Neben diesen eher idealistischen Punkten für den Lehrerjob gibt es auch ganz handfeste Fakten, die es attraktiv erscheinen lassen, als Lehrerin oder Lehrer zu arbeiten: In vielen Bundesländern ist die überwiegende Mehrzahl der Lehrkräfte verbeamtet und genießt daher neben einem ordentlichen Nettogehalt auch die Fürsorgepflicht des Dienstherrn sowie die Anwendung des Alimentationsprinzips, das sich vor allem in einer stattlichen Pension und einer satten Unterstützung im Krankheitsfall in Form der Gewährung einer Beihilfe niederschlägt. Ganz zu schweigen davon, dass Beamtinnen und Beamte in der Regel unkündbar sind und daher nie von Arbeitslosigkeit bedroht sein können – ein seltenes Privileg, wie besonders in der COVID-19-Viruspandemie deutlich wurde, als Kurzarbeit, Entlassungen und Insolvenzen an der Tagesordnung waren.

>>> „Soll ich als Lehrerin oder Lehrer kündigen?“ – Warum viele Lehrkräfte den Schuldienst verlassen und beruflich etwas Neues machen

All die genannten Gründe für das Ergreifen des Lehrerberufs scheinen jedoch jedes Jahr tausende von Lehrerinnen und Lehrern nicht so sehr motivieren zu können, dass diese sich bis an das Ende ihres Berufslebens im Lehrerjob sehen. Unsere Lehrer|Schüler-Beratung für Lehrkräfte, die das Schulsystem verlassen und den Lehrerberuf an den Nagel hängen wollen, gehört seit eh und je zu unseren mit Abstand beliebtesten Dienstleistungen. Die Frustration und Unzufriedenheit unter Lehrerinnen und Lehrern scheint groß, Burnout und depressive Verstimmungen gehören zu den „Volkskrankheiten“ des Lehrerberufs und auch in den Medien ist das Bild des griesgämigen, desillusionierten und schlechtgelaunten Paukers als Standardportätierung eines ganzen Berufszweiges nur allzu präsent. Sind also psychische Erkrankungen das Berufsrisiko einer jeden Lehrkraft und gehört eine gewisse Grundabneigung dem eigenen Beruf gegenüber unter Lehrerinnen und Lehrern mittlerweile zum guten Ton?

Es hat sich in den letzten Jahren unter unseren Beraterinnen und Beratern die Erkenntnis herauskristallisiert, dass viele Lehrerinnen und Lehrer den psychischen Druck des Lehrerberufs unterschätzt haben, als diese sich in ihren Zwanzigern für den Lehrerjob entschieden haben. Einerseits scheinen Eltern von Schülerinnen und Schülern heutzutage ehrgeiziger denn je zu sein – der Besuch des Gymnasiums ist im Übertrittsjahr an der Grundschule für eine steigende Anzahl von Erziehungsberechtigten für ihr Kind das selbstverständliche und unausgesprochene Ziel; vielerorten ist die Erwartungshaltung so hoch, dass Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen sich regelrecht rechtfertigen müssen, wenn sie keine Empfehlung für den Besuch einer höheren weiterführenden Schule aussprechen.

Andererseits verleihen mehr Eltern denn je ihren Vorstellungen vom Schulbesuch im Allgemeinen und den Entscheidungen der Lehrkräfte ihrer Kinder im Besonderen auf kreative und unmissverständliche Weise Nachdruck – mit unangekündigtem Auftauchen im Direktorat, der Wahrnehmung von Elterngesprächen unter anwaltlicher Begleitung oder einer Penetranz der Lehrerin oder dem Lehrer gegenüber, die auch vor dem Ende der wöchentlichen Regelarbeitszeit oder dem wohlverdienten Feierabend der Lehrkraft nicht immer Halt macht. In Einzelfällen sollen Eltern schon um 22 Uhr ein sofortiges Elterngespräch per Anruf auf dem privaten Handy erwartet haben. All das geht zu Lasten der Berufszufriedenheit vieler Lehrkräfte sowie der Lehrergesundheit, die es zu schützen gilt.

Lehrer|Schüler - Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de

Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Gründe, warum sich Lehrerinnen und Lehrer mit einem dringenden Ausstiegswunsch aus dem Lehrerjob an uns wenden: Viele beklagen ein Überhandnehmen der Bürokratie an Schulen – alles muss beantragt werden, nichts geht unkompliziert, die Dokumentationspflichten für Lehrkräfte sind erdrückend, so die Wahrnehmung vieler überstresster Pädagoginnen und Pädagogen im Schuldienst. Dazu kommen diktatorische Schulleitungen, undankbare Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen mit der Neigung zu eigenbrötlerischem Verhalten fernab vom Teamgedanken und gleichzeitig einer ausgeprägten „Ellenbogenmentalität“ in Lehrerzimmer sowie ausufernde Lehrpläne bei gleichzeitig in Relation dazu viel zu wenig Zeit im Unterricht und tatsächlich nutzbarer Unterrichtszeit. Auch gelten Schülerinnen und Schüler heute oftmals als „schwieriger“ im Verhalten bei einer gleichzeitig abnehmenden Leistungsbereitschaft und einem schwindenden Leistungspotenzial. Insgesamt ist das Paket mit allen Zutaten für massiven Frust und bohrende Unzufriedenheit im Lehrerberuf also schnell geschnürt.

>>> Professionelle und individuelle Beratung zum Ausstieg aus dem Schuldienst und zur beruflichen Umorientierung für Lehrerinnen und Lehrer

Bei Lehrer|Schüler werden Sie von professionellen und erfahrenen Beraterinnen und Beratern dabei unterstützt, wenn Sie sich als Lehrerin oder Lehrer beruflich neu orientieren und den Lehrerberuf verlassen wollen. Wir coachen Sie individuell, unter Zusicherung 100%-iger Vertraulichkeit und vor allem absolut ergebnisoffen. Da bei uns ausschließlich Mentorinnen und Mentoren mit Mehrfachqualifikationen von außerhalb und innerhalb des Schulkosmos‘ arbeiten, können wir Sie holistisch und mit dem nötigen Blick über den Tellerrand beraten.

Bedenken Sie bitte, dass wir zwar keine therapeutische Hilfe in einem medizinischen Sinne anbieten können und wollen, doch wäre dies auch der letzte Schritt, der erst angezeigt und nötig ist, wenn Sie bereits wesentlich näherliegende und nicht minder Erfolg versprechende Maßnahmen ergriffen haben. Neben unserer Dienstleistung der Beratung zum Thema Lehramtsausstieg und der beruflichen Neuorientierung für Lehrkräfte kann auch eine kollegiale Fallberatung für Lehrkräfte oder ein Coaching zu Fragen der Burnoutprophylaxe oder -bekämpfung sowie zum Erhalt oder der Wiederherstellung der Lehrergesundheit in Ihrem speziellen Fall Sinn machen. Kontaktieren Sie uns, damit wir gemeinsam mit Ihnen ein individuelles Beratungsprogramm aufsetzen können, das optimal zu Ihnen und Ihrer konkreten Situation passt!

>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler


Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!


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3 Antworten

  1. […] gekündigt haben. Sie finden auf die eine bohrende Frage keine zufriedenstellende Antwort: Soll ich den Lehrerberuf aufgeben und mich beruflich als Lehrkraft umorientieren oder soll ich weiter die Zähne zusammenbeißen, mich auch künftig widerwillig in die Schule […]

  2. […] sich Lehrerinnen und Lehrer auf die Suche nach beruflichen Alternativen zum klassischen Schuldienst machen, gibt es dafür häufig gute und meist sehr subjektive Gründe: Sie fühlen sich […]

  3. […] In dieser Klasse hatte die betreffende Lehrerin in ihrer Ausbildung im Laufe der Zeit derart große Disziplinprobleme bekommen, dass sie nahezu vollständig die Kontrolle über die Klasse verloren und sich bereits einige Eltern für die Sprechstunde der Kollegin und der Schulleitung angemeldet hatten. Sie hingegen verstand die Welt nicht mehr, fühlte sich in ihrer Pädagogenehre gekränkt und spielte mit dem Gedanken daran, das Lehramtsreferendariat abzubrechen und aus dem Lehrerberuf auszusteigen. […]

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