Der Umgang mit „Querdenkern“ und Corona-Leugnern im Lehrerkollegium

Geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Heute wollen wir uns im Lehrer|Schüler-Blog mit einem hochaktuellen Thema befassen, von dem mittlerweile viele Kolleginnen und Kollegen an Schulen in ganz Deutschland betroffen sind. Die Dramatik dahinter wird in unseren Beratungen für Lehrerinnen und Lehrer immer wieder deutlich. Sie ahnen es sicher schon: Bei dem in der Überschrift angesprochenen Kollegen handelt es sich nicht einfach um einen „Querdenker“ (was in der ursprünglichen Wortbedeutung grundsätzlich ja nichts Negatives war), sondern um jemanden, der die durch die Politik beschlossenen Maßnahmen im Zusammenhang mit der COVID-19-Viruspandemie ablehnt, von „Maske tragen“ und „Abstand halten“ offensichtlich noch nichts gehört hat und glaubt, die Corona-Pandemie sei eine Erfindung von Bill Gates, um die Menschheit zu unterjochen…. Kurzum: Es handelt sich um einen Anhänger der „Querdenken“-Bewegung.

Sollte man nicht eigentlich davon ausgehen können, dass Pädagoginnen und Pädagogen sich naturgemäß nicht unter Verschwörungstheoretiker und Querulanten mit teils abstrusen Ansichten begeben? Sollte man sich nicht darauf verlassen können, dass die Erzieherinnen und Erzieher von Kindern und Jugendlichen in ihren moralischen Grundfesten unerschütterlich sind? Weit gefehlt – umso dringlicher ist es aus unserer Sicht, sich mit „Querdenkern“ und Corona-Leugnern im Lehrerkollegium zu befassen. Wie geht man sinnvoll mit ihnen um? – Dieser Frage gehen wir im Folgenden auf den Grund.

>>> Sollte man „Querdenker“ und Corona-Leugner im Lehrerkollegium ignorieren oder mit ihnen diskutieren?

Für viele Lehrerinnen und Lehrer, die sich bei Lehrer|Schüler beraten lassen, stellt sich momentan die Frage, wie sie mit einem solchen Zeitgenossen umgehen sollen: Offene Ablehnung? Freundliches Ignorieren seiner verquasten Aussagen? Oder gibt es sogar ein Patentrezept? Ersteres erfordert einen gewissen Mut zum Konflikt mit der Kollegin oder dem Kollegen – mit dem man wahrscheinlich auch noch längere Zeit zusammenarbeiten soll. Deshalb ist es meist nicht angebracht, Porzellan zu zerschlagen.

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de

Ignorieren ist da zumindest auf den ersten Blick die bessere Variante. Das jedoch fällt den meisten Lehrkräften schwer – wir belehren halt gern, auch wenn das in erster Linie ein gängiges Vorurteil ist! Außerdem könnte der nervende Corona-Leugner sich dann ermutigt fühlen und seinen geistigen Dünnpfiff noch penetranter im Lehrerzimmer absondern. Schnell ist dann ein Lehrerkollegium gespalten, vor allem, wenn Einzelne tapfer versuchen, sich den verschwörungstheoretischen „Ergüssen“ in den Weg zu stellen und Andere sich dann erst recht zurückhalten, weil sie sich nicht trauen oder zu höflich sind, das ebenso zu tun. Ignorieren ist also auch kein dauerhaft taugliches Mittel.

>>> Der unbequeme Weg: Auseinandersetzung mit Lehrerkolleginnen und Lehrerkollegen mit extrem(istisch)en Ansichten

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de

Bleibt also wohl nur die gezielte Auseinandersetzung mit solchen Leuten. Ja, das ist unbequem. Aber immerhin haben wir es als Lehrerinnen und Lehrern bei unseren Kolleginnen und Kollegen mit studierten, zivilisierten Menschen zu tun, so dass es nicht allzu schwer sein sollte, konstruktiv ins Gespräch zu kommen – sollte man denken. Die Erfahrung von Lehrer|Schüler zeigt indes, dass die Anfälligkeit für „querdenkerisches“ oder (in der krasseren Form) sogar verschwörungstheoretisches Gedankengut weder von der Intelligenz noch vom Bildungsstand abhängt.

In diesem Stadium ist es wichtig, dass man eine Tatsache nicht aus den Augen verliert: Dass es nämlich immer noch eine Kollegin bzw. ein Kollege und Mensch ist, mit dem man es zu tun hat (und wahrscheinlich noch länger zu tun haben wird). Man sollte also nicht vorschnell urteilen, sondern sorgfältig abwägen, mit welcher Art von Gegenüber man es zu tun hat: Handelt es sich bei dem Kollegen vielleicht nur um einen kritischen Menschen? Bekommt er vielleicht im Familien- oder Freundeskreis gerade hautnah mit, welche gravierenden Auswirkungen die Corona-Maßnahmen haben können, zum Beispiel für Selbstständige? Diese Menschen sind normalerweise noch relativ leicht zu erreichen und sind Argumenten gegenüber noch einigermaßen zugänglich. In solchen Fällen lohnen sich Diskussionen noch am ehesten – denn, Hand aufs Herz: Durchgängige Logik und stringente Durchdachtheit ist den Corona-Beschlüssen nicht ausnahmslos zu eigen. Das muss auch der willigste Verfechter der Maßnahmen zugeben.

>>> Konkrete Strategien zum Umgang mit Corona-Leugnern unter Lehrerinnen und Lehrern

Was also tun, wenn eine Kollegin oder ein Kollege immer wieder das Thema “Corona” zur Sprache bringt, sich im Lehrerzimmer lautstark über die Maßnahmen aufregt und immer wieder entsprechende Nachrichten verschickt oder weiterleitet? Hier sollten Sie nach Ansicht von Lehrer|Schüler in drei Stufen reagieren:

  1. Suchen Sie das Gespräch! Machen Sie deutlich, dass die Fakten eindeutig für die Maßnahmen sprechen, auch wenn diese nicht immer 100-prozentig schlüssig sein mögen. Vielleicht können Sie auf dieser Ebene erreichen, dass die Kollegin oder der Kollege sich zumindest etwas im Lehrerzimmer zurückhält. Ihnen wird der Dank der anderen Lehrerinnen und Lehrer gewiss sein, wenn Sie in dieser Hinsicht auffällige Lehrkräfte rechtzeitig „einbremsen“.

  2. Die zweite Stufe besteht darin, der Lehrkraft deutlich zu signalisieren, dass man ihre bzw. seine Meinung nicht teilt und auch nicht gewillt ist, das zu tun. Meinungsfreiheit besteht eben auch darin, Meinungen ablehnen zu können. Bei deutlichem Gegenwind knicken viele „Querdenkerinnen“ und „Querdenker“ schnell ein und Sie haben einen Konflikt zum Wohle Aller entschärft.

  3. Wenn beides nichts hilft: Machen Sie unmissverständlich klar, dass Sie mit Ihrer Kollegin oder Ihrem Kollegen nur noch auf „dienstlichem Fuß” verkehren möchten. Bleiben Sie aber gesprächsbereit – wie gesagt: Die Zusammenarbeit wird womöglich noch länger dauern als die Corona-Krise, also handeln Sie umsichtig!

>>> Was sollte ich als Schulleiterin oder Schulleiter bei „Querdenkern“ oder „Corona-Leugnern“ im Kollegium tun?

Als Schulleitung sollten Sie auf jeden Fall frühzeitig einschreiten, vor allem, wenn Grenzen überschritten werden – dann ist notfalls auch einmal eine deutliche Ansprache fällig. Das gilt vor allem dann, wenn konkrete Hygienemaßnahmen wie die Masken- oder Testpflicht unterlaufen werden. Hier sind Sie persönlich in der Haftung für die Umsetzung der Vorgaben.

Lehrer|Schüler - Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de

Erinnern Sie die Kollegin oder den Kollegen an deren Diensteid und an die Verpflichtung auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung! Eine Meldung an die vorgesetzte Behörde sollte das letzte Mittel sein, ist aber manchmal unabwendbar. Weisen Sie doch auch auf das korrekte Vorgehen hin, wenn ein Mitglied des Kollegiums kritisch gegenüber Corona-Maßnahmen eingestellt ist – zum Beispiel die Möglichkeit der Remonstration als Lehrerin oder Lehrer. Brauchen Sie als Schulleiterin oder Schulleiter Hilfe im Umgang mit solchen schwierigen Kolleginnen und Kollegen? Gern beraten wir Sie bei Lehrer|Schüler mit konkreten Hilfestellungen und einzelfallbezogenen Lösungsansätzen – auf vertraulicher Basis!

>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler


Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!


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Eine Antwort

  1. […] treten. So gelten Lehrkräfte nicht unbedingt als die am besten gekleidete Berufsgruppe. Unter den gegebenen gesellschaftlichen und schulischen Umständen der letzten Monate und Jahre angesichts der noch immer grassierenden COVID-19-Viruspandemie ist die Ausübung dieses Berufes […]

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