Kennen Sie das – es ist Sonntagabend, 20.15 Uhr, die Vorbereitungen für Montag (oder gleich für die ganze Woche) sind gelaufen, die „Tatort“-Melodie übertönt das leise „Plopp“ der Bier- oder Weinflasche… da klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung ist die Mutter von Claus-Torben, die Ihnen dringend mitteilen muss, dass ihr Kleiner akut unter wässrigem Durchfall leidet und deshalb leider, leider morgen nicht in die Schule kommen kann. Ach, Sie kennen das nicht? Das ist schön für Sie als individuelle Lehrkraft, aber nicht repräsentativ für die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer – auch wenn unser Beispiel natürlich überspitzt war. Immer wieder bekommen wir bei Lehrer|Schüler die Frage gestellt, wie man sich als Lehrerin oder Lehrer gegen unerwünschte, unpassende oder gar übergriffige Kontaktversuche von Eltern abgrenzen kann.
Inhaltsverzeichnis
- >>> Müssen Lehrkräfte permanent für Eltern erreichbar sein?
- >>> Es gibt bessere Lösungen für die Erreichbarkeit als Lehrerin oder Lehrer!
- >>> Zwei Möglichkeiten für eine bessere Erreichbarkeit als Lehrkraft
- >>> Erreichbarkeit als Lehrkraft ist keine Pflicht!
- >>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler
>>> Müssen Lehrkräfte permanent für Eltern erreichbar sein?
Dabei muss man natürlich – wie so oft – zwischen den Schularten differenzieren. Während es bei Grundschullehrkräften gang und gäbe ist, als Lehrkraft die private Telefonnummer für Notfälle herauszugeben, kennen Lehrerinnen und Lehrer am Gymnasium das eher weniger. Sind Sie an einer beruflichen Schule tätig, ist das wohl erst recht so. Dennoch gilt an allen Schulen, dass die Schülereltern zumindest gefühlt immer fordernder werden und an die Lehrkräfte ihrer Kinder die Erwartung stellen, dass diese erreichbar sein mögen, am besten dann, wenn „normale Arbeitnehmer“ im Feierabend sind.
Ein Stück weit sind solche Wünsche sicher nachvollziehbar. Die üblichen Sprechstunden der Lehrkräfte liegen zeitlich meist ungünstig – haben Sie als Elternteil schon einmal versucht, eine Kollegin oder einen Kollegen in seiner Sprechstunde aufzusuchen? Nur mit viel Glück haben Sie dann selbst keinen Unterricht und können das tun. Freinehmen können Sie als Lehrerin oder Lehrer ja nicht so einfach – und auch für andere Arbeitnehmer ist es aufwändig. Ein unkomplizierter Weg der Kontaktaufnahme zwischen Lehrkräften und Eltern ist daher für beide Seiten sinnvoll. In diesem Sinne wollen wir von Lehrer|Schüler heute für Sie als Lehrerinnen und Lehrer untersuchen, wie sich die Kommunikation innerhalb der Schulfamilie bestmöglich gestalten lässt.
Wie kann das nun konkret aussehen? Betrachten wir zwei klassische Wege der Kommunikation, nämlich die E-Mail (ja, nach fast dreißig Jahren ist das auch schon „klassisch“!) und das Telefon. Die E-Mail ist dabei sicher das „entspanntere“ Medium, zumindest auf den ersten Blick. Sie stört nicht, wenn sie eintrifft, man kann sie beantworten, wenn es einem passt und – ebenfalls wichtig – sie ist schriftlich und die ausgetauschten Informationen lassen sich leicht nachlesen und archivieren. Entspannt ist in diesem Fall auch die Preisgabe persönlicher Informationen.
Wenn Sie tatsächlich noch an einer Schule arbeiten, an der noch keine dienstlichen Mailadressen für Lehrkräfte eingerichtet sind, sollten Sie sich ganz einfach und mit wenigen Klicks ein Konto bei einem der gängigen Anbieter einrichten und diese Adresse dann für die Kommunikation mit Eltern und Kollegen nutzen. Legen Sie die Adresse so an, dass gleich ersichtlich wird, worum es geht. Natürlich wissen Sie, dass man als erwachsener Mensch nicht die Adresse „pupsi2000@xy-mail.de“ benutzt! Aber es gibt immer noch Lehrerinnen oder Lehrer, die über eine Adresse wie „norbert-und-rita-meier@beispiel.de“ kommunizieren. Besser ist hier so etwas wie „norbertmeier-schule@beispiel.de“.
>>> Es gibt bessere Lösungen für die Erreichbarkeit als Lehrerin oder Lehrer!
Mit dieser einfachen Lösung sollten Sie sich aus Sicht von Lehrer|Schüler aber nicht zufriedengeben. Definitiv die bessere Variante für Ihre Erreichbarkeit ist es, wenn Ihre Schule Ihnen eine dienstliche E-Mail-Adresse einrichtet, auf die Sie idealerweise auch von zu Hause aus Zugriff haben sollten. Dabei ist es wichtig, dass Ihr persönliches Postfach ausreichend groß dimensioniert ist – 50 MB sind schnell voll, wenn Ihnen jemand ein paar Fotos schickt (warum auch immer – vielleicht möchte Claus-Torbens Mutter die Krankmeldung ja zwecks größerer Anschaulichkeit illustrieren?). Hier hat allerdings die Corona-Pandemie dazu geführt, dass sich viel getan hat.
Etwas anders verhält es sich mit einer dienstlichen Telefonnummer, einem Accessoire (oder Statussymbol?), das nur den wenigsten Lehrerinnen und Lehrern zuteil wird. Man muss normalerweise schon Schulleitung, deren Stellvertretung oder zumindest Beratungslehrkraft sein, um eine eigene Telefonnummer an der Schule zu bekommen. Jedoch ist es auch für die gemeine Lehrkraft durchaus arbeitserleichternd, sich gelegentlich mit Eltern oder Kollegen direkt austauschen zu können, und das natürlich vor allem im Home-Office. Was also tun?
>>> Zwei Möglichkeiten für eine bessere Erreichbarkeit als Lehrkraft
Hier gibt es zwei gangbare Möglichkeiten, Ihre Erreichbarktei als Lehrerin oder Lehrer für Eltern sicherzustellen, von denen eine sogar kostenneutral zu realisieren ist. Wie sehen diese aus? – Lehrer|Schüler klärt diese Frage für Sie im Anschluss. Nun, zunächst haben Sie mit ziemlicher Sicherheit auch zu Hause einen Internetanschluss und einen Router, an den auch Ihr Telefon angeschlossen ist (nach der vollständigen Umstellung des Telefonnetzes auf VoIP – also Telefonie per Internet – ist das zwangsläufig so). Damit stehen Ihnen normalerweise auch mindestens drei Telefonnummern zur Verfügung, von denen Sie eine als „dienstliche“ Nummer nutzen können. Sie können dann in Ihrem Router festlegen, wann diese Nummer von außen erreichbar ist.
Wenn Sie ein Telefon benutzen, das Sie direkt am Router betreiben können (idealerweise vom selben Hersteller), können Sie den unterschiedlichen Nummern auch unterschiedliche Klingeltöne oder gleich verschiedene Telefone zuweisen. So klingelt es zum Beispiel nur im Arbeitszimmer, wenn jemand Sie auf der dienstlichen Nummer anruft. Über den Router lassen sich auch Zeitfenster festlegen, zu denen die Nummer erreichbar ist. Wer nach 20 Uhr anruft, bekommt dann nur noch die Sprachbox. Ein Nachteil könnte allerdings darin bestehen, dass die Nummern fortlaufend sind – wenn Claus-Torbens Mama also findig ist, bekommt sie Ihre private Nummer durch Probieren leicht heraus.
Die kostenpflichtige Variante besteht darin, sich eine zweite SIM-Karte für das Smartphone anzuschaffen (sofern Ihr Smartphone – Sie haben doch eines? – dafür ausgelegt ist). Diese hat dann ebenfalls eine eigene Nummer, und auch hier lässt sich einstellen, wann das Telefon klingeln soll und wann nicht. Wenn Sie sich für einen Prepaid-Tarif entscheiden, sind die Kosten heutzutage auch sehr überschaubar. Insofern ist es vielleicht keine schlechte Wahl, wenn Sie als Lehrerin oder Lehrer ein ausrangiertes Mobiltelefon mit einer zweiten SIM-Karte ausstatten und es ausschließlich beruflich nutzen.
>>> Erreichbarkeit als Lehrkraft ist keine Pflicht!
Eines sollten Sie nach Ansicht von Lehrer|Schüler aber dringend beachten, wenn Sie sich für eine der Lösungen entscheiden: Behalten Sie immer Ihre Professionalität im Auge! Kein Arzt, kein Anwalt und kein Handwerker ist zur „Unzeit“ erreichbar – und wenn doch, lässt er es sich gut bezahlen. Elterngespräche nach 18 Uhr sollten Sie nur nach vorheriger Terminvereinbarung akzeptieren, wenn überhaupt. Denken Sie auch an Ihre Kolleginnen und Kollegen, die andere Vorstellungen von ihrem Abend haben und die schnell unter Rechtfertigungsdruck geraten, wenn es von Eltern- oder Schulleiterseite heißt, „Frau Müllermeier ist aber viel besser erreichbar als Sie!“ Ganz besonders gilt das natürlich für die Ferien.
Merke: Niemand kann Sie dazu zwingen, Ihren privaten Telefonanschluss oder Ihre private Mailadresse für dienstliche Zwecke einzusetzen. Wenn Ihr Dienstherr der Ansicht ist, dass Sie per Anruf im Sekretariat mit anschließendem „Zettel im Fach“ genügend erreichbar sind, dann ist das halt so! Lassen Sie sich hier auch kein schlechtes Gewissen einreden! Als Lehrerin oder Lehrer fangen Sie schon viel zu viele Versäumnisse von Dienstherrn und Schulträgern auf. Unsere professionellen Beraterinnen und Berater aus der schulischen Praxis coachen Sie gerne zu den Themen Lehrergesundheit und Work-Life-Balance oder zum Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten.
>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler
- L1 | Quereinsteiger und Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf: Beratung und Begleitung
- L3 | Kollegiale Fallberatung für Lehrkräfte
- L6 | Praxiscoaching für Lehrkräfte II: Lehrergesundheit und Work-Life-Balance
- L8 | Praxiscoaching für Lehrkräfte IV: Ordnung und Struktur für Lehrkräfte
- R1 | Hilfe und Begleitung im Referendariat für ein Lehramt
- SL1 | Crashkurs für neue Schulleitungen
- SL2 | Konkrete Fallberatung für schulisches Führungspersonal
- ST1 | Studienberatung für Lehramtsstudenten
Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!
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