Schulschließungen, Distanzunterricht und Digitalisierung: Hilfe für Lehrerinnen und Lehrer im Homeschooling

Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten


Die COVID-19-Viruspandemie, die seit Anfang letzten Jahres weltweit grassiert, hat die Menschheit bis ins Mark getroffen und muss schon jetzt als Zäsur von historischem Ausmaß in der Weltgeschichte gelten. Auch die Schulen und das gesamte Bildungssystem in Deutschland hat die epidemiologische Ausnahmesituation „eiskalt“ erwischt und sicher nachhaltig verändert. Besonders das Thema Digitalisierung, das im 21. Jahrhundert ohnehin höchst aktuell ist, wurde direkt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit auch solcher Menschen katapultiert, die nicht dem Bildungssektor entstammen.

Im Folgenden ordnet Lehrer|Schüler für Sie als Pädagogin oder Pädagoge im Schuldienst die prominent in den Vordergrund getretene Notwendigkeit zu digitalem Unterricht ein und stellt Ihnen Möglichkeiten vor, wie Lehrerinnen und Lehrer kompetentes Homeschooling und zeitgemäßen Distanzunterricht bestreiten können. Abschließend widmen wir uns den Themen Datenschutz und Lehrergesundheit – zwei Bereiche, die im Zusammenhang mit dem neuerlichen Onlineunterricht besonders dringend sind, aber trotzdem nicht immer genug Beachtung finden.

>>> Schulschließungen – eine Chance für die Digitalisierung des Bildungssystems?

„Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielen ankommen.“

Dieses vielstrapazierte Zitat von Prof. Wolf Müller-Limmroth passt für Lehrkräfte immer – derzeit besonders gut aber auf die „Corona-Krise“. Das merken wir auch deutlich bei der Beratung von Lehrer|Schüler für Lehrerinnen und Lehrer. Warum? Ganz einfach: Im Zuge der Corona-Krise sind bereits zum zweiten Mal deutschlandweit praktisch alle Schulen für mehrere Wochen komplett geschlossen worden. Eine Wiederaufnahme des regulären Betriebs ist noch nicht absehbar.

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de

Einstweilen werden unterschiedliche Modelle erprobt, um den Schülerinnen und Schülern wenigstens einen Teil des gewohnten Präsenzunterrichts zukommen zu lassen. Viele Lehrerkolleginnen und Lehrerkollegen sind nach wie vor darauf angewiesen, ihren Unterricht so gut es geht vom Homeoffice aus zu halten. Doch wie kann das funktionieren, wenn die Lerngruppe aus bestens versorgten „Spitzensportlern“ besteht, die problemlos Zugang zur erforderlichen Hardware (und zu elterlichem IT-Support!) haben, und „Behinderten“, bei denen schon das Ausdrucken eines Arbeitsblattes am fehlenden Drucker scheitert?

>>> Insgesamt schlechte digitale Ausstattung deutscher Schulen

Und wie sind eigentlich die Schulen für diese pädagogische Herausforderung gerüstet? Glaubt man den meisten Stimmen in einschlägigen Foren, muss die Antwort nach den Recherchen von Lehrer|Schüler lauten: Schlecht. Längst nicht alle Bundesländer haben eigene Lösungen für die digitale Bereitstellung von Unterrichtsinhalten entwickelt, und wo diese existieren – beispielsweise „Mebis“ in Bayern oder „logineo“ in Nordrhein-Westfalen – waren sie dem aktuellen Ansturm zunächst nicht gewachsen; die User berichteten reihenweise über Ausfälle und Nicht-Erreichbarkeit.

Wer gezwungen ist, mit diesen Plattformen zu arbeiten, tut gut daran, seine Aktivitäten „antizyklisch“ auszurichten, also dann Material hochzuladen, wenn weniger Traffic zu erwarten ist. Mittlerweile aber – das sei zugegeben – wurde die Hardwareausstattung vielerorts mit großer Geschwindigkeit zumindest teilweise an die neuen unterrichtlichen Gegebenheiten angepasst. Doch welche Möglichkeiten gibt es grundsätzlich und abseits der „großen“, landeseigenen Lösungen für die Versorgung der Schülerinnen und Schüler mit dem aktuellen Unterrichtsmaterial? Und wie verträgt sich das schulische Handeln mit dem Datenschutz?

>>> Lösung 1: Do-it-yourself als Variante für Homeschooling und Distanzunterricht

Da wäre zunächst die „Bastellösung“ aus verschiedenen Bausteinen, die praktisch jeder zur Verfügung hat – per E-Mail lassen sich auch für die schulische Verwendung Dokumente unkompliziert hin- und herschicken, einfache Erklärvideos sind auch zu Hause schnell erstellt (das funktioniert selbst mit dem Smartphone erstaunlich gut!) und bei YouTube so hochgeladen, dass nur User sie sehen können, die den entsprechenden Link zur Verfügung haben (dazu müssen Sie das Video auf “nicht gelistet” oder “privat” setzen).

Von den Schülerinnen und Schülern erstellte Dokumente lassen sich mit den gängigen Textverarbeitungsprogrammen so korrigieren, dass die Änderungen jederzeit nachvollziehbar sind. Hier sollte man nach der Ansicht von Lehrer|Schüler von Anfang an darauf bestehen, dass die Aufgaben nicht handschriftlich bearbeitet und mit dem Smartphone abfotografiert werden, sonst verbaut man sich diese Möglichkeit. Ohnehin sind Fotos als Medium eigentlich ungeeignet – die Dateien sind meist zu groß und oft schlecht lesbar.

Die Schülerinnen und Schüler müssen also, wenn sie keinen Scanner zur Verfügung haben, wenigstens dazu angehalten werden, ihre Arbeitsergebnisse mit einer geeigneten App (zum Beispiel Microsoft Office Lens) als PDF zu erfassen. Solche Dateien können dann leicht verschickt und ohne Nachbearbeitung am Bildschirm betrachtet und mit Bemerkungen versehen werden.

>>> Lösung 2: Empfehlenswerte digitale Alternativen für das Homeschooling: Videokonferenztools für unkomplizierten Distanzunterricht

Dennoch kann dies – so bestechend es zunächst erscheinen mag – nicht der Königsweg für digitalen Schulunterricht sein. Ein gewichtiges Argument gegen den reinen Austausch von Material ohne direktes Feedback durch die Lehrkraft liegt in der fehlenden Chancengleichheit dieser Methode. Schülerinnen und Schülern fehlt oft die direkte Kommunikation mit der Lehrerin oder dem Lehrer und damit die Möglichkeit, bei nicht verstandenen Sachverhalten direkt nachzufragen. Auch ein Unterrichtsgespräch ist so kaum möglich.

Ein heißer Tipp für das Homeschooling und den Distanzunterricht sind Videokonferenzen. Dafür benötigt man keine spezielle Hardware außer Webcam und Headset, deren Vorhandensein heutzutage als Standard betrachtet werden darf, und es gibt etliche Plattformen, die sich – zumindest in einer Anfangsphase, oft aber auch dauerhaft – kostenfrei nutzen lassen. “Mumble”, “webRTC” oder “Jitsi Meet” sind hierfür gute Beispiele – Lehrer|Schüler kann diese Videokonferenztools für das Homeschooling und den Distanzunterricht guten Gewissens empfehlen.

Meist sind die Angebote für eine Zahl von 10 bis 15 Teilnehmern ausgerichtet; man wird bei den meisten Klassen also eine Teilung vornehmen müssen. Bessere Möglichkeiten bietet hier “Big Blue Button”, eine Open-Source-Software, mit der sich Videokonferenzen im Homeschooling ohne großen Aufwand realisieren lassen. Bestechend daran ist vor allem die Tatsache, dass es sich dabei zunächst nur um eine reine Software handelt, die auf einem beliebigen Server installiert werden kann. Schon für ca. 100 € im Monat kann man einen dedizierten – also exklusiv genutzten – Server mieten, auf dem das Konferenztool in der Regel problemlos läuft. Das ist natürlich keine Lösung für die einzelne Lehrkraft, sondern sollte als Investition für die ganze Schule angeregt werden. 100 € im Monat sollten auch für den klammsten Schulträger “drin” sein. Wenn es selbst daran scheitert, sollte man sich als Lehrerin oder Lehrer ohne schlechtes Gewissen zurücknehmen und so gut es geht mit den vorhandenen Ressourcen arbeiten. Ein weiterer Vorteil von “Big Blue Button”: Es läuft im Browser, kann also problemlos auch auf dem Smartphone eingesetzt werden.

>>> Homeschooling und Datenschutz – Rechtssicherheit im Distanzunterricht

Eine wichtige Frage für die meisten Lehrerinnen und Lehrer im Zusammenhang mit Digitalisierung und Unterricht über das Netz ist stets auch “Darf ich das?”, meist bezogen auf Urheberrechte oder Datenschutz. Deshalb auch hierzu einige Anmerkungen. Lehrer|Schüler-Tipp: iRIGHTS hat sich ausführlich mit dem Thema Homeschooling und Datenschutz auseinandergesetzt und stellt eine gute Informationsressource für Lehrerinnen und Lehrer zum Thema Rechtssicherheit im Distanzunterricht dar.

Das Grundproblem bei vielen Anwendungen für Videokonferenzen ist die unkontrollierbare Weitergabe von Daten an Dritte, insbesondere an soziale Netzwerke wie Facebook und Konsorten. Auch aus diesem Grund ist die Nutzung einer Softwarelösung in Kombination mit einem eigenen Server so überzeugend. Selbstverständlich gibt es auch andere gängige Optionen – BITKOM hat eine für Lehrkräfte wertvolle Zusammenschau von Anwendungen für digitale Bildung verfasst, die wir Ihnen als Pädagogin oder Pädagoge im Schuldienst an das Herz legen möchten.

>>> Beratung für Lehrerinnen und Lehrer zu Homeschooling und Lehrergesundheit

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de

Wie geht Homeschooling nun aber konkret vonstatten? Derzeit ist wohl die am meisten angewendete Lösung, die Schulklassen in (für gewöhnlich zwei) Gruppen aufzuteilen und diese abwechselnd zu unterrichten. Dabei wird die jeweils abwesende Gruppe mit Materialien versorgt und kann im Homeoffice lernen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor viele Kolleginnen und Kollegen, die zu einer gesundheitlichen Risikogruppe gehören und gar nicht für den Präsenzunterricht zur Verfügung stehen. Dieser Spagat ist immer noch kaum möglich. Ideal wäre wohl eine Verzahnung von Präsenz- und Onlineunterricht, zum Beispiel in Form eines Videostreams, zu dem nur die Schülerinnen und Schüler der betreffenden Klasse Zugang haben. Hier stehen aber in der Tat datenschutzrechtliche Bedenken im Raum, die nicht so einfach zu beseitigen sind.

Den wichtigen Punkt der Work-Life-Balance für Lehrerinnen und Lehrer sollte man auch und vor allem im Homeoffice nicht aus den Augen verlieren! Gerade, wenn nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die eigenen Kinder gleichzeitig zu versorgen sind, gerät dieser Aspekt bei vielen Pädagoginnen und Pädagogen im Schuldienst leicht aus dem Blickfeld. Schnell ist hier ein Punkt erreicht, an dem man sich als Lehrerin oder Lehrer überlastet und ausgebrannt fühlt.

Viele Faktoren spielen diesbezüglich eine Rolle: Unklare Vorgaben seitens des Dienstherrn, unzureichende Möglichkeiten seitens der Schülerinnen und Schüler, beengte Wohnverhältnisse und vieles mehr. Auch Eltern – oft selbst im Homeoffice – scheinen in dieser Situation geringere Hemmungen zu haben als sonst, wenn es darum geht, die Lehrkräfte ihrer Kinder auch außerhalb der bislang gängigen Kanäle zu kontaktieren. Schnell sieht man sich hier mit Nachrichten in der gemeinsam verwendeten Videokonferenz-Software oder Messages auf dem Smartphone konfrontiert, bei denen dann auch zu „unchristlichen“ Zeiten eine Antwort erwartet wird.

Lehrer|Schüler berät Lehrerinnen und Lehrer bei allen Fragen rund um Digitalisierung und Homeschooling für Lehrkräfte, aber auch zu „Dauerbrennern“ wie Lehrergesundheit und Work-Life-Balance – zwei von etlichen maßgeschneiderten Lösungsangeboten für Lehrkräfte in deren ganz individueller Situation. Lassen Sie sich als Lehrerin oder Lehrer jetzt von unseren professionellen, kompetenten und praxiserfahrenen Coaches nach Ihren persönlichen Bedürfnissen beraten!

>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler


Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!


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2 Antworten

  1. […] als am „lebenden Objekt“?! Aktuell steht die Lehrprobe vor der Herausforderung, dass normaler Unterricht derzeit kaum möglich ist. Und man mag es kaum glauben, aber die für die Lehrerausbildung zuständigen Behörden haben […]

  2. […] Unterschiedliche Ansätze zur Sicherstellung des Unterrichts bestehen nebeneinander, sei es Distanzunterricht mit digitalen Mitteln, Wechselunterricht mit Präsenz- und Homeschooling-Phasen oder der jetzt wieder anlaufende […]

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