Jede Schülerin und jeder Schüler wird im Laufe der Schullaufbahn mit verschiedensten Lehrertypen konfrontiert. Da betritt zum Beispiel als erstes der strenge Mathelehrer im Sakko das Klassenzimmer und wird von der innovativen Spanischlehrerin in Jeans abgelöst, bis in der letzten Stunde Politik auf dem Plan steht und der junge Referendar in Turnschuhen erscheint. Jede Lehrkraft unterrichtet nicht nur ein anderes Fach, sondern besitzt auch einen eigenen Unterrichtsstil sowie eine individuelle Persönlichkeit, die sich eben auch in der Kleidung zeigt.
Bis auf einige Selbstverständlichkeiten – dass ein Schuloutfit weder bauchfrei noch ungepflegt sein sollte, dürfte jedem klar sein – gibt es für Lehrerinnen und Lehrer keine allgemeingültige Kleidervorschrift. Ob es darüber hinaus schulinterne Regelungen gibt, entscheidet die jeweilige Bildungseinrichtung selbst und dies hängt unter anderem auch mit der Schulform zusammen. Doch warum beschäftigen wir uns eigentlich mit diesem Thema? Sollte man sich nicht einfach so kleiden, wie man sich wohlfühlt und geht es nicht ohnehin ausschließlich um die fachliche Kompetenz? Lehrer|Schüler hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht.
Inhaltsverzeichnis
>>> Stilfragen bei Lehrkräften: Wer bin ich und was ziehe ich an?
Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger als Lehrkräfte beschäftigt die Frage nach der passenden Kleidung für den Schulunterricht. Viele plädieren für den aus dem Privaten gewohnten Kleidungsstil, denn schließlich soll man sich nicht „verkleiden“. Außerdem braucht es Zeit, um in die Lehrerrolle hineinzuwachsen. Der geringe Altersabstand zu den eigenen Schülerinnen und Schülern mag zur Verunsicherung beitragen.
Häufig möchten Lehramtsreferendarinnen und Lehramtsreferendare deshalb zu Beginn nicht allzu autoritär auftreten und verstärken die Nähe zu ihren Schülerinnen und Schülern durch einen ähnlichen Habitus. Man möchte doch von seinen Schützlingen respektiert werden. In der Regel werden Lehrerinnen und Lehrer aber nicht dafür von den Schülerinnen und Schüler geachtet, dass sie versuchen, sich mit ihnen auf eine Ebene zu stellen. Echte Anerkennung erreichen sie vielmehr durch Authentizität, Verlässlichkeit, wirkliches Interesse an den Schülerinnen und Schülern und Fairness.
Das Gefühl von Unsicherheit zu Beginn der Berufszeit als Lehrkraft ist völlig normal. Wenn man es schafft, offen damit umzugehen und auch einmal eigene Fehler einzuräumen, schätzen Schülerinnen und Schüler ihre Lehrerinnen und Lehrer genau dafür. Wenn sie merken, dass die Pädagoginnen und Pädagogen für sie da sind und zu ihren Aussagen und Absprachen stehen, fühlen sie sich gut bei ihnen aufgehoben. Wenn Lehrkräfte außerdem mit einem unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn ausgestattet sind, dürften ihre Schülerinnen und Schüler ihnen kein allzu schlechtes Zeugnis ausstellen.
Was folgt also daraus? Wenn sich eine Referendarin oder ein Referendar für das Lehramt nur in Hoodie und Turnschuhen wohlfühlt, dann ist das eben so. Begrüßenswert wäre es dennoch, den Kleidungsstil ein wenig der eigenen Rolle als Lehrkraft anzupassen. Das muss nicht von heute auf morgen passieren, ist aber allemal einen Versuch wert, denn auch durch die Wahl der Kleidung senden Lehrerinnen und Lehrer eine eindeutige Botschaft an die Schülerschaft. Falls Sie sich über die Kleiderfrage hinaus noch Unterstützung beim Berufseinstieg wünschen, nutzen Sie gerne die entsprechenden Lehrer|Schüler-Beratungsangebote zu Hilfe und Begleitung im Referendariat für ein Lehramt!
>>> Was möchte meine Lehrerin oder mein Lehrer mir mit diesem Outfit sagen?
Kleidung macht keine gute oder schlechte Lehrkraft. Ganz sicher nicht. Eine Schule ist auch keine Bank und eine Krawatte wäre in den meisten Fällen deplatziert. Dennoch lohnt sich die Frage nach der Botschaft, die von der gewählten Kleidung und dem gesamten Erscheinungsbild einer Lehrerin oder eines Lehrers ausgeht. Dass Pädagoginnen und Pädagogen nicht in erster Linie über das gesprochene Wort, sondern vielmehr über Gestik, Mimik und Körpersprache kommunizieren, ist hinlänglich bekannt. Ein offener Gesichtsausdruck und ein Blick, der nicht zu Boden, sondern in die Gesichter der Schülerinnen und Schüler geht, lassen die Lernenden wissen, dass ihre Lehrkraft Interesse an ihnen hat. Ein ehrliches Lächeln demonstriert Freude an der Begegnung mit der Klasse. Und eine gepflegte Kleidung? Sie verrät etwas über den Stil ihres Trägers – und sie verdeutlicht nach Ansicht von Lehrer|Schüler Wertschätzung.
Bevor man sich morgens für die Flipflops und das zerknautschte T-Shirt entscheidet, stelle man sich einfach kurz die Frage, welcher Eindruck dadurch bei den Schülerinnen und Schülern entsteht. Sie könnten zum Beispiel das Gefühl bekommen, dass sie ihrer Lehrkraft nicht wichtig sind oder dass diese lieber ganz woanders wäre und gerade gar keine Lust hat, junge Menschen zu unterrichten. Hinzu kommt die Frage nach der Glaubwürdigkeit. Denn wie wollen Sie sonst Ihren Schülerinnen oder Schülern klarmachen, dass das bauchfreie Top und die abgetragene Jogginghose in der Freizeit in Ordnung, in der Schule hingegen unpassend sind?
>>> Authentizität als Lehrkraft um jeden Preis?
Stehen Sie also zu dem, was Sie Ihrer Schülerschaft sagen und leben Sie es selbst vor! In der Regel sind Lehrerinnen und Lehrer Persönlichkeiten, welche über ein hohes Maß an Selbstreflexion verfügen. Sollte dies nicht schon im Lehramtsstudium vorhanden sein, wird es heutzutage spätestens im Referendariat für ein Lehramt angeregt und eingefordert. Im weiteren Berufsleben einer Lehrerin oder eines Lehrers finden inzwischen an vielen Schulen kollegiale Hospitationen statt. Ja, fortwährendes Reflektieren des eigenen Lehrerhandelns ist ein elementares Merkmal einer guten Lehrkraft. Immerhin steht diese normalerweise allein vor ihrer jeweiligen Klasse.
Dabei geht es beim Hinterfragen neben Didaktik und Fachkompetenz immer wieder um die Frage, wie das eigene Handeln bei den Schülerinnen und Schülern ankommt: Wie ist meine Ansprache? Sind die Arbeitsaufträge klar formuliert? Zeugen Ton und Wortwahl von Wertschätzung? Wie wirkt es auf meine Schülerinnen und Schüler, wenn ich zu spät im Unterricht erscheine und wie gehe ich damit um? Selbstverständlich wird von Lehrkräften zu Recht Verlässlichkeit und Authentizität erwartet. Damit ist jedoch mitnichten gemeint, dass ein Auftreten wie in den eigenen vier Wänden wünschenswert ist. Oft kostet das ehrliche Reflektieren ein wenig Mut – aber es lohnt sich. Wenn Sie dabei gerne unterstützt werden möchten, nutzen Sie hierzu gerne die Angebote zur kollegialen Fallberatung für Lehrkräfte von Lehrer|Schüler.
In Zeiten von in Vollzeit berufstätigen Eltern, Ganztagsschulen und schwindender Bedeutung von kirchlichen Institutionen wird von den Schulen mehr denn je die notwendige Wertevermittlung erwartet. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die Vorbildfunktion der Lehrkräfte. Dies ist eine schöne, wenn auch verantwortungsvolle Aufgabe einer jeden Lehrerin und eines jeden Lehrers. Nur wer Eigenverantwortung und Solidarität, Integrität und Selbstreflexion vorlebt, kann dies auch von seinen Schülerinnen und Schülern einfordern. Kleidung ist ein Teil davon.
>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler
- L1 | Quereinsteiger und Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf: Beratung und Begleitung
- L3 | Kollegiale Fallberatung für Lehrkräfte
- L7 | Praxiscoaching für Lehrkräfte III: Disziplin im Unterricht
- L8 | Praxiscoaching für Lehrkräfte IV: Ordnung und Struktur für Lehrkräfte
- R1 | Hilfe und Begleitung im Referendariat für ein Lehramt
Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!
Hashtags: #lehrerschueler ||| #lehrer #referendare ||| #schule #unterricht #kleidung #lehrerkleidung #schulkleidung #schuluniform #wertschaetzung #vorbildfunktion #glaubwuerdigkeit #lehrertypen #unterrichtsstil #lehrerstil #lehrerrolle #authentizitaet
Schreibe einen Kommentar