Beziehungsprobleme zwischen Lehrern und Schülern – wenn das Lehrer-Schüler-Verhältnis gestört ist

Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

Schon in den ersten Stunden des Lehramtsreferendariats wird künftigen Lehrerinnen und Lehrern eingeimpft, dass es von großer Bedeutung sei, ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis aufzubauen und es kontinuierlich zu pflegen. Doch trotz bester Absichten kann es passieren, dass Kinder und Jugendliche mit einzelnen Lehrkräften einfach keine funktionierende Beziehung aufbauen können und die Wissensvermittlung darunter leidet. Oder aber es entsteht in der Tat eine Bindung zwischen Schülerinnen und Schülern und „ihren“ Pädagoginnen und Pädagogen, die aber den soliden Boden des Professionellen, den einer Beziehung zwischen Ausbilderin bzw. Ausbilder und Auszubildenden, längst verlassen hat. Schnelles und kompetentes Handeln ist dann dringend angezeigt.

Im Folgenden beleuchten wir von Lehrer|Schüler einige Beispiele für dysfunktionale Beziehungen zwischen Lehrkräften und ihren Schülerinnen oder Schülern und zeigen Ihnen auf, wie man in einem solchen Fall verantwortungsvoll und professionell vorgeht. Wenn Sie selbst in einer „schiefen“ Lehrer-Schüler-Beziehung „gefangen“ sind und keinen Ausweg erkennen können, beraten unsere professionellen Beraterinnen und Berater mit jahre- und jahrzehntelanger Erfahrung im praktischen Schuldienst Sie in einem individuellen Coaching im Rahmen unserer kollegialen Fallberatung für Lehrkräfte.

>>> Fallbeispiel 1: Respektloses Verhalten gegenüber der Lehrerin oder dem Lehrer

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de

Es folgt ein absoluter Klassiker der Lehrer|Schüler-Beratungsgespräche mit Hilfe suchenden Lehrerinnen und Lehrern der letzten Jahre: Eine junge und hochmotivierte Lehrkraft übernimmt ihre erste eigene Klasse, fühlt sich jedoch noch etwas unsicher und möchte keinen Fehler machen. Sie oder er agiert im Unterricht vorsichtig und versucht, das im Referendariat für ein Lehramt erlernte theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen – Transparenz in der Notengebung, verbindliches Auftreten, Fairness und Nahbarkeit zeigen – doch nach wenigen Stunden ist „der Wurm drin“.

Die Klasse ist permanent unruhig, reagiert nur auf schärfste Drohungen der Lehrkraft und auch das nur kurze Zeit, der Unterricht ist unproduktiv und Kraft raubend und insgesamt fühlt sich die Lehrerin oder der Lehrer in der Klasse zunehmend unwohl. Eines Tages eskaliert die Situation im Klassenzimmer: Es fliegen Gegenstände durch die Klasse und an die Tafel, die Schülerinnen und Schüler verweigern das Lernen und immer mehr Eltern kündigen sich in der Sprechstunde an. Unter diesen Umständen wird der Traumberuf Lehrerin oder Lehrer selbst für die hartgesottensten Pädagoginnen und Pädagogen irgendwann zum absoluten Albtraum.

>>> Fallbeispiel 1: Mögliche Gründe für Disziplinlosigkeiten im Klassenzimmer

Es folgen einige Erklärungsversuche von Lehrer|Schüler, was in obigem Fallbeispiel schiefgelaufen sein kann und was man als Lehrerin oder Lehrer in einer vergleichbaren Situation anders machen sollte. Die Liste ist keinesfalls abschließend und es kann immer auch eine Kombination verschiedener Faktoren vorliegen, die zu respektlosem Verhalten von Schülerinnen und Schülern führen – die Realität im Lehreralltag ist komplexer als es theoretische Überlegungen ausdrücken können. Falls Sie als Lehrerin oder Lehrer Unterstützung dabei brauchen, eine konzentrierte und produktive Arbeitsatmosphäre im Klassenzimmer herzustellen, bietet sich unser Coachingprogramm für mehr Disziplin in der Klasse an – melden Sie sich bei Interesse jederzeit gerne!

  • Es kann sich ganz banal um eine Machtprobe handeln. Irgendwann, sobald das anfängliche Abtasten zwischen Schülerinnen bzw. Schülern und Lehrkräften vorbei ist und der unterrichtliche Alltag Einzug hält, werden Durchsetzungsfähigkeit und Konsequenz der Lehrerin oder des Lehrers ausgetestet. Reagiert die Lehrkraft dann spontan kompetent und professionell und ist dabei in ihren Entscheidungen noch nachvollziehbar, hat sie die einmalige Chance, massiv an Ansehen zu gewinnen. Kinder und Jugendliche respektieren Erwachsene, die sich zu helfen wissen und die ein echtes Vorbild sind. Wirken Lehrkräfte inkompetent oder hilflos, verspielen sie den Respekt der Klasse.

  • Eventuell hat die Lehrkraft es entweder versäumt, in den ersten Stunden eindeutige und nachvollziehbare Verhaltensregeln für den Unterricht aufzustellen oder das ist passiert, aber die Einhaltung der Handlungsleitlinien wurde nicht konsequent überprüft. Wenn eine Lehrkraft anfangs darüber referiert, dass Pünktlichkeit absolut notwendig ist, in der nächsten Stunde aber entweder selbst unpünktlich ist oder Verspätungen einzelner Schülerinnen oder Schüler nicht sofort sanktioniert, ist sie nicht glaubwürdig und die Regeln wirken verhandelbar. Die Autorität der Lehrkraft ist nachhaltig beschädigt.

  • Eine flapsige und als zu jugendlich empfundene Ausdrucksweise einer Lehrkraft kann dazu führen, dass Jugendliche entweder auf Abstand gehen, weil sie sich abgrenzen wollen und die Anbiederungsversuche der Autoritätsperson ablehnen oder sie führt zu zunehmender Distanzlosigkeit, weil die Lehrerin oder der Lehrer nicht ernstgenommen und „angekumpelt“ wird. Auch ein unangemessener Kleidungsstil als Lehrkraft, der dem der jugendlichen Schülerinnen und Schüler zu ähnlich ist und gekünstelt ankommen kann, kann respektloses Verhalten im Klassenzimmer provozieren. Wenn der Wechsel in die Lehrerrolle durch Pädagoginnen oder Pädagogen versäumt wird oder fehlschlägt, ist es für diese kaum möglich, als Respektsperson anerkannt zu werden.

>>> Fallbeispiel 2: Verliebtheitsphantasien mit der Lehrkraft in der Hauptrolle

Ein besonders in den Klassen, die mitten in der Pubertät stecken, gar nicht seltenes Phänomen ist es, dass sich Schülerinnen und Schüler in ihre Lehrkräfte verlieben. Das ist so weit in diesem Alter durchaus auch normal, denn es kommen an einer Schule verschiedene Faktoren zusammen, die diese besondere Art der Lehrer-Schüler-Beziehung begünstigen:

Lehrer|Schüler - Beratung für Eltern von Schülern | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Eltern von Schülern | lehrerschueler.de
  • Erstens sind Lehrkräfte qua ihres Amtes Autoritätspersonen, die Macht und Wissen ausstrahlen – besonders für ein 13-jähriges Mädchen oder einen 14-jährigen Jungen. Es ist nicht schwer, einen Teenager mit der Überlegenheit des eigenen Alters zu beeindrucken. Natürlich sind Sie als Lehrerin oder Lehrer weiser, schlauer und erfahrener – Sie haben ja auch mindestens 20 Jahre mehr Lebenserfahrung. Es wäre ja auch dramatisch, wenn Sie in Ihren Dreißigern oder Vierzigern nicht mit einem Heranwachsenden mithalten könnten – also bilden Sie sich nichts darauf ein und fühlen Sie sich nicht geschmeichelt! Dass Sie als Lehrkraft älter sind als Ihre Schülerinnen und Schüler, ist nicht Ihr persönliches Verdienst.

  • Zweitens: Nicht alle Kinder und Jugendlichen wachsen in behüteten und geordneten familiären Verhältnissen auf – auch nicht Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, denen das häufig in bester Absicht von Lehrerseite unterstellt wird. Gewalterfahrungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Kriminalität und Vernachlässigung kommen in den scheinbar besten Familien vor. Die Schule ist in solchen Fällen ein besonderer Schutzraum für viele Kinder und Jugendliche – und die Lehrerin oder der Lehrer wird schnell zur großen Schwester, die man nie hatte oder zum Vaterersatz, nach dem sich die oder der Heranwachsende sehnt. Mit Ihnen persönlich als Lehrkraft hat das in den seltensten Fällen etwas zu tun – sondern mit der Lehrerrolle, die Sie ausfüllen und in der Sie auftreten.

  • Drittens: Gerade, wenn Sie sich gut gehalten haben oder sehr fit sind, können Sie auch einfach optisch attraktiv auf Jugendliche wirken, die bis Oberkante Unterlippe mit Hormonen vollgepumpt sind. Wenn Sie also wegen Ihrer tollen Figur oder Ihres muskulösen Körpers von Schülerinnen oder Schülern angeschmachtet werden, versuchen Sie, dieses erwachte Interesse an Ihnen auf die Unterrichtsinhalte zu lenken, die Sie vermitteln wollen! Sie tun sich selbst den größten Gefallen damit, wenn Sie auf solche Flirtversuche in keinster Weise eingehen und sie am besten auch nicht unnötig thematisieren. In der nächsten Woche kann das Interesse schon wieder abgeflacht sein oder einem Jungen oder Mädchen aus der Parallelklasse gelten und dann haben Sie sich sonst als Lehrerin oder Lehrer nur lächerlich gemacht.

Noch einmal: Es ist erst einmal ganz normal, wenn Sie als Lehrkraft das Opfer scheinbar ungezügelter Liebesbekundungen und massiver Flirtattacken von Teenagern werden. Wichtig ist nur, wie Sie damit umgehen – das ist Ihre Verantwortung als erwachsenes role model. Lehrer|Schüler empfiehlt: Seien zu klar und unmissverständlich in Ihren Ansagen, lassen Sie keinen Raum für Hoffnung, aber achten Sie die Würde und Gefühle der Schülerin oder des Schülers! Auch gleichgeschlechtliche Liebesfantasien sollten Sie übrigens gleichermaßen ernstnehmen wie gemischtgeschlechtliche – auch im Jahr 2021 werden homosexuelle Träumereien leider unter vielen Lehrkräften oft noch als Spinnerei abgetan und nicht für voll genommen. Verschmähte homosexuelle Liebe ist für Schülerinnen und Schüler nicht weniger schmerzvoll als unerfüllte heterosexuelle Liebe.

>>> Der Weg zurück zu einem gesunden Lehrer-Schüler-Verhältnis

In jedem Fall ist es wichtig, ein angeknackstes Lehrer-Schüler-Verhältnis so weit zu kitten, dass die professionelle Wissensvermittlung von der Lehrerin oder dem Lehrer an die Schülerin oder den Schüler wieder möglich wird. Achtung: Das Ziel muss und sollte es nicht in erster Linie sein, dass sich die Lehrkraft wieder gut fühlt – ausschlaggebend ist die Schülerin oder der Schüler. Es gibt in Schüleraugen nichts Unwürdigeres als eine beleidigte oder schmollende Lehrkraft, die sich von ihrer Klasse missverstanden fühlt. Machen Sie Konflikte im Klassenzimmer nie zur Bühne für Ihre persönliche Eitelkeit, sondern denken Sie zuallererst an das Wohlergehen der Schutzbefohlenen!

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de

Wenn es Ihnen als Lehrerin oder Lehrer nicht gerade regelmäßig widerfährt, dass Sie mit Klassen aneinandergeraten, werden Sie überrascht sein, wie reflektiert auch jüngste Schülerinnen und Schüler Vorkommnisse im Klassenzimmer oft einordnen können. Sie wissen oft sehr genau, wie sich Schuld und Unschuld zwischen ihnen und der Lehrkraft verteilen und haben in der Regel auch kein Interesse an einer längeren Auseinandersetzung mit ihren Lehrerinnen und Lehrern. Bedenken Sie, dass Sie als Lehrkraft nur eine Baustelle in einem Teenagerleben darstellen! Die eigene Familie, der Freundeskreis, die oder der Freundin oder Ex-Freund bieten noch genug Potenzial für aufreibende Gespräche und Dramen.

Zeigen Sie sich daher als Lehrkraft am besten gegebenenfalls einsichtig und kritikfähig, aber kritisieren Sie selbst die Schülerinnen und Schüler auch sensibel und doch präzise und vor allem konstruktiv! Lassen Sie vor allem bei Nichtigkeiten die Kirche im Dorf, aber handeln Sie bei größeren Vorkommnissen, wie ausufernder Respektlosigkeit oder Disziplinlosigkeit klar und nachvollziehbar und mit angemessener Härte! Und vor allem: Zeitnah! Dafür müssen Sie stets ein Ohr an der Klasse haben und sollten Ihr pädagogisches Handwerkszeug beherrschen – haben Sie in dieser Hinsicht noch Defizite, unterstützen wir von Lehrer|Schüler Sie gerne bei der Herstellung von Disziplin im Klassenzimmer oder bei einer professionellen Unterrichtsvorbereitung, die die Grundlage für kompetentes und nachvollziehbares Lehrerhandeln ist.

>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler


Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!


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2 Antworten

  1. […] Wenn im Lehreralltag allmählich die Bürokratie überhand nimmt, im Lehrerzimmer gegenseitiges Mobbing herrscht, die Schulleitung allzu unnahbar und wenig verständnisvoll auftritt und die zusätzlich zu dem eigenen Stundendeputat anfallenden Zusatzaufgaben zu einer nicht länger tragbaren Belastung werden – die Projektwoche vorbereiten, Elterngespräche führen, den „Tag der offenen Tür“ mitgestalten, externe Partner finden und den Kontakt halten, Zeugnisse schreiben, … -, wird der „Traumberuf Lehrer“ schnell zu einem Albtraum – mit entsprechenden negativen Folgen für die Lehrergesundheit. Besonders herausfordernd sind für viele Lehrerinnen und Lehrer übrigens auch Auseinandersetzungen mit Schülerinnen und Schülern, die die Notengebung in Frage stellen, Schwierigkeiten dabei, sich selbst und das Arbeitszimmer als Lehrkraft professionell zu organisieren und Probleme damit, die Lehrer-Schüler-Beziehung professionell zu gestalten. […]

  2. […] Woher weiß ich als Lehrerin oder Lehrer also nun, welche Aufgabe noch in meinen Zuständigkeitsbereich fällt? Nun, zunächst einmal sind das alle inhaltlichen Fragen zum Unterrichtsstoff und Ihren Fächern. Darüber hinaus bilden Sie aber auch zusammen mit den Eltern eine Erziehungsgemeinschaft – genau, mit den Eltern! Das bedeutet, dass Sie dem Wunsch nach einem „Gespräch unter vier Augen“ zwischen Ihnen und einer Schülerin oder einem Schüler nur nachkommen sollten, wenn Sie der oder dem Jugendlichen auch das Zugeständnis abringen können, dass Sie früher oder später zumindest die Tatsache, dass Sie ein Gespräch geführt haben, auch den Eltern gegenüber erwähnen dürfen. Oder Sie holen sich eine Kollegin oder einen Kollegen Ihres Vertrauens hinzu oder laden Ihre Gesprächspartnerin / Ihren Gesprächspartnerin dazu ein, die beste Freundin oder den dicksten Kumpel aus der Klasse mit dazuzuholen. So haben Sie auch für sich ein Korrektiv geschaffen, wenn Sie befürchten, die Grenze zwischen „gut gemeint“ und „übertrieben“ nicht rechtzeitig erkennen zu können und kommen gar nicht in die Verlegenheit, im Nachhinein ein beschädigtes Lehrer-Schüler-Verhältnis wieder kitten zu müssen. […]

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