Was macht eine schlechte Lehrkraft aus – und was eine gute?

Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

Ein beliebter Klassiker im Deutschunterricht ist Kurt Tucholskys satirische Anleitung “Ratschläge an einen schlechten Redner”. Darin erläutert der Autor detailliert, wie eine professionelle Rede aussehen und wie ein Redner sich im Idealfall verhalten sollte, um die Zuhörer zu langweilen und zu verwirren, so dass sie letzten Endes froh sind, wenn endlich die Schlussworte verklungen sind. Das Ganze ist natürlich eine Satire – und dafür gedacht, dass man durch Nichtbefolgung der Ratschläge eben eine gute Rede schreibt. Dass jeder, der schon einmal eine längere rhetorische Darbietung eines ungeübten Redners ertragen musste (man denke an Vereinsfeiern, Familienfeste und viele andere Gelegenheiten), diese Ratschläge im Grunde schon kennt, ändert nichts an ihrer Relevanz.

Im gleichen Sinne wollen wir von Lehrer|Schüler heute für Sie als Lehrerinnen und Lehrer untersuchen, was eigentlich Kennzeichen einer schlechten Lehrkraft sind – um dann im Umkehrschluss auch sagen zu können, was eine gute Lehrerin oder einen qualifizierten Lehrer ausmacht. Betrachten wir also zunächst, wie die gängigen Klagen über „schlechte Lehrkräfte“ aussehen und machen wir uns anschließend Gedanken über das Wesen eines talentierten Pädagogen oder einer nachahmenswerten Pädagogin.

>>> Benotung von Leistungsnachweisen als Dauerstreitpunkt zwischen Schülerinnen bzw. Schülern und Lehrkräften

Aus Schülersicht steht in dieser Hinsicht nach Ansicht von Lehrer|Schüler sicher zunächst die Benotung im Vordergrund. Hier bieten sich für die “schlechte” Lehrerin oder den unqualifizierten Lehrer zahlreiche Möglichkeiten, seine Schülerinnen und Schüler nachhaltig zu verärgern und zu verunsichern – wenn Sie das jedoch vermeiden wollen, bietet sich unser Praxiscoaching zu Unterrichtsvorbereitung und Korrektur für Lehrkräfte an: Verzichten Sie zum Beispiel konsequent darauf, Ihre Kriterien der Notenfindung transparent zu machen! Gerade das weite Feld der “mündlichen Noten” (auch “kleine Leistungsnachweise” genannt) eröffnet hier zahlreiche Möglichkeiten, den Schülerinnen und Schülern unangenehme Überraschungen zu bereiten.

Lehrer|Schüler - Beratung für Eltern von Schülern | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Eltern von Schülern | lehrerschueler.de

Halten Sie also möglichst viele unangekündigte Tests ab! Das funktioniert in den meisten Fächern problemlos: Schriftliche Vokabelabfragen in den Fremdsprachen sind ein Klassiker, aber auch in Mathematik kann man gelegentlich eine oder zwei Aufgaben rechnen lassen und die Ergebnisse einsammeln und benoten. Auch echte mündliche Leistungen sind – zum Beispiel in Form der klassischen Abfrage – jederzeit möglich und natürlich auch geboten. Daran sind die Schülerinnen und Schüler natürlich auch gewohnt. Ganz wichtig ist es deshalb, die konkrete Wertung bzw. Gewichtung dieser Noten möglichst lange im Unklaren zu lassen. Die Notenverordnungen der Länder bieten hier zahlreiche Gestaltungsspielräume. Nutzen Sie diese! Vor allem in Bundesländern, in denen die Note nicht errechnet wird, sondern eine “Gesamtwürdigung der Leistungen” darstellen soll, ist das leicht machbar, ohne dass man sich unschönen Auseinandersetzungen mit Schulleitung oder Eltern stellen muss.

Bei schriftlichen Leistungsnachweisen ist das natürlich etwas schwieriger – schließlich ist die Zahl der Klassenarbeiten oder Klausuren meist im Vorfeld festgelegt. Dennoch findet die talentierte Lehrkraft auch hier Freiräume. Der Klassiker ist hier sicherlich der Deutschaufsatz, der sich bekanntlich ganz frei nach dem “Nasenfaktor” bewerten lässt. Auch in einem Fach wie Mathematik lassen sich diese Prinzipien aber gut anwenden. Überlegen Sie sich ruhig schon vor der Klausur, ob Sie zum Beispiel den Lösungsweg bewerten oder nicht – aber sagen Sie das den Schülerinnen und Schülern um Himmels Willen nicht!

>>> Gleichbehandlung von Schülerinnen und Schülern – wie objektiv sind Lehrkräfte?

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de

Doch auch abseits der Notengebung ist es leicht, ein schlechter Lehrer zu sein oder als Lehrerin zu versagen. So sollten Sie es unbedingt vermeiden, Ihre Schülerinnen und Schüler gleich zu behandeln. Gut, das funktioniert ohnehin nicht hundertprozentig. Deshalb ist es hier sehr wichtig, dass Sie nicht einmal versuchen, den Eindruck zu erwecken, Sie seien objektiv. Zeigen Sie also ruhig ganz offen, dass Sie Ihre “Lieblinge” haben! Hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, wenn Sie sich nur etwas bemühen. Fragen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler so ab, dass bei den Lieblingen gute Noten herauskommen – und schlechte Noten bei den anderen. Geben Sie den Bevorzugten ruhig die guten, lohnenden Referatsthemen, mit denen sie glänzen können. Sie sehen, die Möglichkeiten sind vielfältig.

Das alles liegt Ihnen so gar nicht und das Image des “harten Hundes” gefällt Ihnen nicht? Eigentlich lieben Sie Ihre Schülerinnen und Schüler? Na, das ist doch kein Problem! Kehren Sie einfach die bisher genannten Ratschläge ins Gegenteil um und seien Sie einfach zu lasch! Besonders in geisteswissenschaftlichen Fächern bietet sich diese Herangehensweise an. Dann bekommen halt alle Schülerinnen und Schüler gute Noten für wenig Leistung, so dass es für die Guten schwer wird, ihr Potential auszuschöpfen, und die weniger Guten sich zwar zunächst freuen, aber früher oder später auch merken, dass sie eigentlich nichts lernen und für die kommenden Schuljahre schlecht gewappnet sind. Vermeiden Sie – wenn Sie so unterwegs sind – auch unbedingt die Sanktionierung von fehlenden Hausaufgaben und Ähnlichem!

Ach ja, an dieser Stelle gleich noch ein Hinweis von Lehrer|Schüler zur Notenfindung: Die Korrekturzeiten für Klausuren und Klassenarbeiten sollten Sie konsequent ausnutzen! Die Schülerinnen und Schüler fragen Sie ja ohnehin spätestens in der Stunde nach der Klassenarbeit, ob Sie sie schon korrigiert haben. Gönnen Sie sich ruhig für jedes Mal, wenn Ihnen diese Frage gestellt wird, einen weiteren Tag Korrekturzeit! Vermeiden Sie es aber auf jeden Fall, deshalb Ihre Korrektur sorgfältiger oder transparenter als üblich zu machen! Ein paar rote Striche, quer über die Klausur verteilt, dazu ein paar kryptische Anmerkungen in möglichst unleserlicher Handschrift – das rundet das Bild von der unfähigen Lehrerin oder vom schlechten Lehrer erst ab.

>>> Unterrichten als Kernkompetenz von Lehrkräften – wie sehr können sich Lehrerinnen und Lehrer auf ihr pädagogisches Kerngeschäft fokussieren?

Das führt uns schon zum dritten Punkt, nämlich dem Unterricht an sich, der ja nur in den Augen böswilliger Laien und Kultuspolitiker das Kerngeschäft einer Lehrkraft darstellt. Wer kennt sie nicht, die guten Wünsche zum Feierabend, wenn man gegen 14 Uhr von Schülereltern beim Einkaufen angetroffen wird!? Betrachtet man die vielfältigen Aufgaben von Lehrkräften und wie diese sich auf die Arbeitswoche verteilen, ist das Unterrichten tatsächlich nur noch Nebensache – den Eindruck haben wir von Lehrer|Schüler in zahlreichen Beratungsgesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern gewinnen können. Zeigen Sie das auch Ihren Schülerinnen und Schülern!

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de

“Buch raus – Seite aufschlagen – dort weitermachen, wo man beim letzten Mal aufgehört hat” reicht in den meisten Fächern völlig aus. Motivierende Einstiege, vielfältige Methoden, Schülerzentrierung? Das ist doch – seien wir ehrlich – “Perlen vor die Säue geworfen”. Halten Sie sich als Lehrerin oder Lehrer auch nicht zu lange mit verständlichen Erklärungen auf! Wer die zweite Ableitung der quadratischen Funktion oder die Symbolik in der Lyrik Eichendorffs nicht gleich versteht, ist ohnehin fehl am Platz in Ihrem Unterricht!

Zeigen Sie auf diese Weise auch die Liebe zu Ihrem Unterrichtsfach! Schließlich haben Sie ein Universitätsstudium absolviert, mit dem Sie auch Professorin oder Professor hätten werden können. Das funktioniert auch umgekehrt! Wenn Sie ein zweites Fach haben, das Sie nur aufgrund der Einstellungschancen studiert haben oder von dem sich Ihre Interessen schlicht abgewendet haben, lassen Sie die Schülerinnen und Schüler das ruhig spüren, indem Sie Ihren Unterricht entsprechend gestalten!

>>> Krankheitsbedingte Fehlzeiten und zweifelhafte Körperpflege als Lehrerin oder Lehrer

Wenden wir uns damit von der “Kundschaft” ab und beschäftigen wir uns ein wenig mit der Person der Lehrerin oder des Lehrers! Ein Klassiker bei der Beurteilung der Qualität einer Lehrkraft sind diesbezüglich die Fehlzeiten. Natürlich streben Sie wie jede Lehrerin und jeder Lehrer – ja, eigentlich wie jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer – danach, möglichst wenig krank zu sein. Allerdings sind Sie als Beamtin oder Beamter (wie auch als Angestellte oder Angestellter im öffentlichen Dienst) ja gehalten, auf Ihre Gesundheit und die Erhaltung Ihrer Arbeitskraft zu achten.

Daran sollten Sie immer denken, wenn es morgens ein wenig im Hals kratzt oder der kleine Zeh juckt! Dass das immer dann passiert, wenn gerade viele Klausuren zu korrigieren sind oder ähnliche Aufgaben drängen, ist ja nicht Ihre Schuld! Außerdem ist jeder ersetzbar. Wenn Sie regelmäßig in wichtigen Phasen des Schuljahres länger ausfallen, wird jeder Verständnis haben. [An dieser Stelle ein ernst gemeinter Einschub von Lehrer|Schüler: Selbstverständlich sollten Sie das andere Extrem ebenso vermeiden! Wenn Sie krank sind, gehören Sie ins Bett und nicht in die Schule – in Zeiten einer Pandemie gilt das erst recht!]

Diese Aufzählung ist natürlich nicht abschließend. Denken Sie an weitere Punkte wie das persönliche Erscheinungsbild und überlegen Sie sich, ob Sie als Dressman oder Model arbeiten – oder als Lehrerin bzw. Lehrer! Wirken Sie durch Ihre Lehre, nicht durch Ihr Aussehen! Ein wenig Mundgeruch, fettige Haare und ein Kleidungsstil, der nur mit Fantasie als “Stil” zu bezeichnen ist, runden das Bild der schlechten Lehrkraft perfekt ab. Wenn Sie dann doch vermeiden wollen, als Lehrkraft negativ aufzufallen: Wir beraten Sie gerne zu der Frage, welche Kleidung als Lehrerin oder Lehrer angemessen ist.

>>> Das eigene Lehrerimage bewusst gestalten: Ernsthafte Tipps zur professionellen Wahrnehmung der Lehrerrolle

So – nun möchte natürlich niemand eine schlechte Lehrkraft sein. Es ist daher Zeit für einige ernsthafte und nicht weiter satirische Worte an Sie als Lehrerin oder Lehrer: Wenn Sie sich also in den obigen Punkten erkannt haben (vielleicht auch nur teilweise), sollten Sie an sich arbeiten! Auch dabei können die “Ratschläge an einen schlechten Lehrer” hilfreich sein. Wenn Sie Ihr Image nachhaltig aufpolieren wollen (oder müssen), kann auch die professionelle Beratung für Lehrerinnen und Lehrer von Lehrer|Schüler Sie dabei sinnvoll unterstützen.

Abschließend ein Rat, den ich einmal von einem Kollegen zu Beginn der Lehrerlaufbahn gehört habe und der für mich fast alle Kriterien einer guten Lehrerin bzw. eines guten Lehrers zusammenfasst: “Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch!“ – dann ist Disziplin im Unterricht fortan kein Problem mehr! Damit ist fast alles gesagt. Ergänzen Sie noch Pünktlichkeit und Verlässlichkeit (auch und gerade gegenüber Kolleginnen und Kollegen), und die “gute Lehrkraft” ist fertig! Diese Kerntugenden machen insgesamt schon einen Gutteil des erfolgreichen Wirkens als Lehrerin oder Lehrer aus.

>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler


Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!


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2 Antworten

  1. […] wollen, authentisch und ungekünstelt auftreten – ein angemessenes Lehrerverhalten und eine glaubwürdige Lehrerpersönlichkeit sind das A und O, wenn Sie pädagogisch etwas erreichen möchten. Zeigen Sie den Kindern und […]

  2. […] mehr oder weniger plötzlich genötigt, ihren Unterricht online abzuhalten. Zahlreiche Anfragen bei Lehrer|Schüler zeigten damals, dass das für die wenigsten Lehrkräfte leicht war. Was auf den ersten Blick […]

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