Selbstmordgedanken als Lehrerin oder Lehrer – Berufsrisiko Depression und Burnout für Lehrkräfte?

Geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Die Verzweiflung unter Lehrerinnen und Lehrern scheint groß zu sein: Depressive Verstimmungen und Burnout sind Krankheitsbilder, die im Lehrerberuf überproportional häufig vorkommen. Selbstmordgedanken unter Lehrkräften sind der ultimative Ausdruck von bohrender Unzufriedenheit, tiefer Verzweiflung und dem Gefühl von Ausweglosigkeit. Wie kann es sein, dass in einem Job, der sich wie kein zweiter dem Dienst an der Gemeinschaft verschrieben hat, Menschen sich so alleingelassen und hilflos fühlen, dass sie – nach einem häufig jahrelangen Leidensweg – ernsthaft in Erwägung ziehen, ihrem Leben ein Ende zu setzen? Lehrer|Schüler versucht im Folgenden, den Bedingungen des Lehrerdaseins in Deutschland nachzuspüren: Gibt es Gründe, warum unter Lehrerinnen und Lehrern die Krankheitsbilder der Depression und des Burnouts besonders stark verbreitet sind? Und vor allem: Was können Lehrkräfte gegen Unzufriedenheit, Antriebslosigkeit, wahrgenommene Sinnlosigkeit des eigenen beruflichen Tuns und das Aufkommen von Suizidgedanken im Lehrerberuf tun?

Ein Disclaimer ist bei diesem heiklen Thema aus unserer Sicht unumgänglich: Wir sind Bildungsdienstleister und unsere professionellen Beraterinnen und Berater mit jahre- und jahrzehntelanger Erfahrung im aktiven Lehrdienst, in der Personalführung in der Schule und auch in der Ausbildung von Lehrkräften tun ihr Möglichstes, um Sie auf Augenhöhe – etwa im Rahmen einer kollegialen Fallberatung oder mit unserem Praxiscoaching zu den Themen Lehrergesundheit und Work-Life-Balancekompetent und individuell zu betreuen. Wir sind jedoch keine Therapeutinnen und Therapeuten, wollen das auch nicht sein und können Ihnen einen Besuch und eine professionelle Beratung dort als Betroffene oder Betroffener auch nicht ersparen. Es macht aber erfahrungsgemäß Sinn, wenn Sie unser Coachingangebot für Lehrerinnen und Lehrer parallel dazu wahrnehmen, um gemeinsam mit uns einen berufsbezogenen Lösungsansatz für Ihre heikle Lage als Lehrkraft zu erarbeiten, der sich auch praktisch im Schuldienst umsetzen lässt.

>>> Stress und Hektik im Lehreralltag – Lehrerinnen und Lehrer sind „ständig unter Strom“

Was viele Außenstehende (und selbst noch viele Lehrerinnen und Lehrer während ihrer Ausbildung) völlig falsch einschätzen, ist, welch hohe Anforderungen der Lehrerberuf auf täglicher Basis an Lehrkräfte stellt. Zum einen ist dies untrügliches Kennzeichen des Lehrerjobs, aber andererseits – das hat sich in etlichen Lehrer|Schüler-Beratungsgesprächen in den letzten Jahren erwiesen – verschärfen viele Pädagoginnen und Pädagogen ihre belastende Lage durch ihr Handeln oft noch selbst. Im Rahmen unseres Coachings zu Lehrergesundheit und Work-Life-Balance schulen wir Sie in kompetentem Lehrerhandeln, das auch die Wahrnehmung der Verantwortung für das eigene gesundheitliche Wohlergehen als Lehrkraft bedeutet.

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehrerinnen und Lehrer | lehrerschueler.de

Lehrerinnen und Lehrer müssen in besonderem Maße in der Lage sein, spontan und flexibel auf sich ändernde Bedingungen zu reagieren. Innerhalb von wenigen Momenten kann es, während sie vor der Klasse stehen und „performen“, nötig werden, das mühsam erdachte Unterrichtskonzept über den Haufen zu werfen. Das ist nicht nur frustrierend, es ist auch für erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen ein konstant großer Stressfaktor. Statt in den Pausen zwischen den Unterrichtsstunden aktiv abzuschalten und sich Inseln der Ruhe zu gönnen, hetzen viele Lehrerinnen und Lehrer durch das Schulhaus, führen Gespräche „zwischen Tür und Angel“ mit Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schülern, Eltern oder der Schulleitung, die meist unproduktiv sind, jedoch die dringend benötigte Kurzerholung verhindern – auch im Lehrerzimmer finden viele Lehrkräfte also keine echte Möglichkeit, sich zu entspannen. Zahlreiche Zusatzaufgaben, die nach den Unterrichtsstunden zu erledigen sind und als „Dienstpflicht“ deklariert werden – Korrekturen, Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, aber auch Planungen für Projektwochen oder die aktive Gestaltung der Außendarstellung der Schule – rauben vielen Lehrerinnen und Lehrern die letzte Kraft und nicht selten auch den nächtlichen Schlaf.

>>> Belastende Problemgespräche mit Schülerinnen und Schülern, Eltern, der Schulleitung und den Lehrerkolleginnen und Lehrerkollegen

Lehrer|Schüler - Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Lehramtsreferendare | lehrerschueler.de

Nicht immer handelt es sich bei Gesprächen in der Schule um reinen Informationsaustausch oder gemeinsame Planungen, die zwar Zeit raubend, aber nicht besonders belastend wären. Oft genug geht es dabei um echte Problemgespräche, die auch berufserfahrenen Lehrkräften psychisch und mental zusetzen können. Beispiele hierfür kennen wir von Lehrer|Schüler auf Grund unserer zahlreichen Beratungsgespräche mit Lehrerinnen und Lehrern genug: Weinende Schülerinnen können die harte, aber gerechte Notengebung nicht nachvollziehen, Schüler wollen über ausgesprochene Schulstrafen diskutieren, Eltern verkennen die Leistungsfähigkeit ihres Kindes und wollen Lehrerinnen und Lehrer davon überzeugen, dass ihr Kind hochbegabt sei und einer besonders individuellen Betreuung bedürfe – oder sie drohen mit dem Anwalt, weil die Note in der letzten Klassenarbeit nicht nach ihrem Geschmack ausgefallen ist und Schulleitungen bitten zum Rapport, weil es Beschwerden über eine Lehrkraft gegeben hat, zu denen diese sich nun äußern soll.

Das Lehrerleben kann auch ein Spießrutenlauf sein, da viele Gruppen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und Interessen beteiligt sind: Schülerinnen und Schüler wünschen sich gute Noten, Eltern geht es um den „perfekten“ Schulabschluss, Kolleginnen und Kollegen wollen ihre Arbeitsbelastung senken und die Schulleitung legt Wert auf eine möglichst positive Außendarstellung der Schule und maximales Engagement des schulischen Lehrerpersonals. Die einzelne Lehrerin oder der einzelne Lehrer hingegen hat ihre oder seine ganz eigenen Vorstellungen von der Ausübung des Lehrerberufs: Viele Lehrkräfte wollen kreativ und selbstbestimmt arbeiten können, wollen die Schülerinnen und Schüler individuell fördern und wollen sich als talentierte, beliebte und „gute“ Lehrkraft in der Schulfamilie positionieren. Das lehrertypische „Helfersyndrom“ ist im Sinne der Beibehaltung der eigenen Lehrergesundheit dabei nicht gerade hilfreich.

>>> Schlechte Unterrichtsbedingungen und ungerechte Behandlung im Schuldienst: Frust und Benachteiligung im Lehrerkollegium

Die Tatsache, dass Digitalisierung und moderne Unterrichtsgestaltung im Sinne der Schülerinnen und Schüler an vielen Schulen noch immer ein Schattendasein fristen, hängt nach der Erfahrung von Lehrer|Schüler oft auch mit den Gegebenheiten an der Schule vor Ort zusammen. Wenn im Schulgebäude kein funktionierendes oder ein beschämend schlechtes WLAN vorhanden ist, wenn die „Medienausstattung“ im Gebäude noch immer – wie in den 90er Jahren – aus einem „Medienwagen“ pro Stockwerk besteht und wenn PCs in Unterrichtsräumen in zu geringer Zahl vorhanden sind, das „Hochfahren“ und Anmelden die Hälfte einer Unterrichtsstunde in Anspruch nimmt und währenddessen die Klasse anderweitig „bespaßt“ werden muss, vergeht vielen Pädagoginnen und Pädagogen die Lust auf den Lehrerjob – vor allem, wenn die schlechten Rahmenbedingungen über Jahre bestehen und von den zuständigen Stellen außer leeren Versprechungen wenig zu vernehmen ist.

Lehrer|Schüler - Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de
Lehrer|Schüler – Beratung für Schulleitungen | lehrerschueler.de

Nicht unerwähnt bleiben soll auch die Tatsache, dass Frustration im Lehrerberuf auch ganz banale Ursachen haben kann: Wenn Schulleiterinnen und Schulleiter ihr Lob einseitig oder gar nicht im Kollegium verteilen, fühlen sich engagierte Lehrkräfte übergangen und nicht wahrgenommen. Für viele Schulleitungen scheint zu gelten: „Nicht getadelt ist genug gelobt.“ Doch so „funktionieren“ Lehrerinnen und Lehrer nicht. Die meisten von ihnen haben sich für den Lehrerjob entschieden, weil sie anderen Menschen helfen und diese im Leben voranbringen wollen. Die Anerkennung ihrer geleisteten Arbeit und ihres Einsatzes ist für viele Lehrkräfte ähnlich wichtig wie finanzielle Anreize – wenn nicht wichtiger.

Benachteiligungen können im Lehrdienst auch durch ungerechte dienstliche Beurteilungen, Intransparenz bei der Vergabe von Beförderungsämtern, die Überhäufung einzelner Kolleginnen oder Kollegen mit Zusatzaufgaben oder einen harschen und herablassenden Tonfall der Schulleitung gegenüber einzelnen Individuen des Lehrerkollektivs entstehen. Aus solchen Frustrationen kann eine steigende Berufsunzufriedenheit unter Lehrerinnen und Lehrern resultieren, die am Ende in einer handfesten Depression enden kann, wenn sie nicht aufgearbeitet wird – zum Beispiel mit einer kollegialen Fallberatung oder einem professionellen Coaching zu Lehrergesundheit und Work-Life-Balance im Lehrerberuf.

>>> Passende Beratungsangebote von Lehrer|Schüler


Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!


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2 Antworten

  1. […] erfahren, was Sie von dieser Lebensskizze halten. Finden Sie, dass Frugalismus ein Weg sein kann, als Lehrerin oder Lehrer glücklich zu sein und Burnout und Depressionen zu vermeiden? Oder sehen Sie darin vor allem ein Hirngespinst, das für Sie aus guten Gründen nicht […]

  2. […] und verwalterische Anteil des Lehrerjobs in ihren Augen überhand nimmt und sie allmählich in den Burnout treibt. Wohl der Lehrerin oder dem Lehrer, die oder der eine klare Ordnung und Struktur in dem […]

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